Warum biologische Vielfalt unser Klima rettet
Klimawandel, Artensterben, Kollaps der Ökosysteme, Migration, alles ist miteinander verwoben und die bedrohlichen Aspekte dieser Naturphänomene haben ihre Ursache im menschlichen Verhalten und Denken. Dabei wäre die Lösung unserer inzwischen existenziellen Probleme recht einfach. Denn das, was wir um des Wachstums, des Profits und des Konsums Willen zerstören, ist eigentlich unsere Lebensversicherung: Die Natur.In ihrem Buch „Wal macht Wetter“ erklären die Autorinnen die großartigen „Ökosystemleistungen“, die uns die Natur kostenlos zur Verfügung stellt, wenn wir sie denn lassen.
Natur versus „Innovation“!?
Nicht erst in diesem Buch zeigen die Autorinnen, wie komplex die Thematik ist und dass der existenziellen Bedrohung durch den menschengemachten Klimawandel weder durch Plattheiten wie „Klimawandel gab es schon immer“ noch durch menschengemachte „innovative technologische Lösungen“, die ein ökonomisches „weiter so“ garantieren sollen, beizukommen ist. Und doch bleiben sie bei ihren Lösungsansätzen im Prinzip der kapitalistischen Wirtschaftsweise treu. Nicht immer nachvollziehbar, zumindest aber diskussionswürdig, wenn der/die LeserIn nicht nur den Ausführungen über die hochkomplexen Zusammenhänge und Kreisläufe, die die Ökosystemleistungen erst möglich machen in dem Buch folgt, sondern sich auch mit den gesellschaftlichen und ökonomischen Grundlagen der Problematik des menschengemachten Klimawandels auseinandersetzt.
Die Vielfalt ökologischer Fußabdrücke
Schritt für Schritt entwickeln die Autorinnen die verschiedenen natürlichen CO2-Kreisläufe und ihre Zusammenhänge und präsentieren dabei Fakten, die in allgemeiner Form zumindest für jene Menschen, die sich dafür interessieren, bekannt sind, im Detail jedoch immer wieder für Überraschungen und Aha-Erlebnisse sorgen. Dazu gehört auch die Erklärung für den Buchtitel „Wal macht Wetter“, die mit der Tatsache zu tun hat, dass Lebewesen einen zentralen Teil der verschiedenen ineinandergreifenden Co2-Kreisläufe darstellen und dass jedes Leben, nicht nur das Menschliche einen ökologischen Fußabdruck hinterlässt, im Kleinen und im Großen, zum Guten oder Schlechten der Lebensbedingungen auf unserem Planeten. Spannend ebenfalls, wie das tierliche und pflanzliche Leben auf die Veränderungen ihrer Lebensbedingungen, auf Störungen und externe Einflüsse reagiert.
Natur ist von höchster Systemrelevanz
Tatsächlich ist es diese verblüffende Reaktions-, Anpassungs- und Ausgleichsfähigkeit der belebten Natur, die die Autorinnen zum Untertitel „Warum biologische Vielfalt unser Klima rettet“ veranlasst. Denn für so ziemlich jedes Problem, seien es klimabedingte Katastrophen, seien es Migrationsbewegungen, seien es Kriege um Ressourcen, das sich die Menschen mit ihrer Maßlosigkeit verschafft haben, liefert die Natur direkte Lösungen, vorausgesetzt, der Mensch stoppt seinen ökonomisch motivierten Amoklauf und räumt ihr ausreichend Platz für ihre kostenlose Ökosystemleistung ein, bevor die letzten Kipppunkte überschritten sind. Und genau hier verwundert der Optimismus der Autorinnen ein wenig, denn die stabilisierende Wirkung der Natur auf unsere Lebensbedingungen ist ja eigentlich längst bekannt. Das Problem scheint eher die Tatsache zu sein, dass kostenlose Leistungen für die Allgemeinheit keinen Profit in die Taschen von Konzernen spülen, Abhängigkeiten von profitablen technologischen „Lösungen“ vermindern. Ich wage zu behaupten, dass auch der von den Verfasserinnen propagierte CO2-Zertifikatshandel daran kaum etwas ändern wird.
Frauke Fischer, Hilke Oberhansberg: Wal macht Wetter. Warum biologische Vielfalt unser Klima rettet. Oekom 2023. Klappenbroschur 203 Seiten.
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