Eine Kollision mit verheerenden Folgen
Nun ist ja inzwischen bekannt, dass das Aussterben der Dinosaurier direkt mit dem Einschlag des Asteroiden zusammenhing. Doch über die Welt vor dem Einschlag, die Black im ersten Kapitel so anschaulich beschreibt, haben die meisten Menschen kaum eine klare Vorstellung. Es war, wie Riley Black zeigt, die Welt einer der erdgeschichtlich erfolgreichsten und evolutionär wohl komplexesten Tiergruppen, deren Nicht-Vogel-Vertreter der Katastrophe weltweit zum Opfer gefallen sind. Es war aber auch eine Blütezeit der Säugetiere, die im von den Riesenechsen geprägten Ökosystem in unerwarteter Vielfalt ihren Platz gefunden hatten. Dass die einen überlebten und die anderen von der Erdoberfläche verschwanden, hängt, wie Riley Black nicht nur von den üblichen evolutionären Zufällen und Wechselwirkungen, sondern auch von der spezifischen Art des Asteroideneinschlags ab. Ein etwas anderer Winkel, und die ganze Geschichte wäre wahrscheinlich anders verlaufen.
Die Widerstandsfähigkeit des Lebens
So aber vernichteten die unmittelbaren und mittelbaren
Folgen der Katastrophe rund 50% aller Gattungen und 20% aller Familien
weltweit. Und nicht zuletzt verschwand auch die Pflanzenwelt der Kreidezeit in
den Feuerstürmen, die über den Erdball rasten. Detailliert beschreibt die Autorin
die unser Vorstellungsvermögen überschreitenden Ereignisse und Folgen innerhalb
der ersten Stunde, des ersten Tages und des ersten Monats. Doch bereits in
diesem Zeitraum der globalen Vernichtung, zeigt sich die unglaubliche
Widerstandsfähigkeit des Lebens. Und so hat sich das Leben bereits einhundert
Jahre nach dem Einschlag und immer noch unter dem Einfluss der verheerenden
Folgen neu organisiert, eine aufstrebende neue Flora und Fauna entwickelt, die
sich im Laufe der folgenden Jahrtausende, Jahrhunderttausende und Jahrmillionen
zu neuen komplexen und aufregenden Ökosystemen zu entwickeln beginnt, an deren
Ende der Mensch die prägende Rolle von den Dinosauriern übernommen und die
Fähigkeit entwickelt hat, die erdgeschichtlichen Ereignisse zu rekonstruieren und
in einem Buch wie diesem zu dokumentieren.
Wissenschaftliche Fiktion at its best
Bereits der Hauptteil des Buches stellt mit seinen bildgewaltigen Episoden ein wunderbares Beispiel für natural writing und anschaulichem Wissenschaftsjournalismus dar. Für mich wurde es aber auch im Schlusskapitel und im Angang noch einmal richtig spannend. Denn hier gibt die Autorin nicht nur ihre persönlichen Motive für die Beschäftigung mit dem Thema preis, sondern vermittelt zudem Kapitel für Kapitel die wissenschaftlichen Grundlagen für ihre Fiktionen der erdgeschichtlichen Vergangenheit, ihrer Lebewesen und des Ablaufes der Katastrophe. Eine hervorragende Art, den/die LeserIn nicht durch ständige Verweise in seinem Lesefluss zu stören und die Lektüre damit zu einem unterhaltsamen, erkenntnisreichen aber auch berührenden Erlebnis zu machen.
Riley Black: Die letzten Tage der Dinosaurier. Goldmann 2022. Gebunden mit Schutzumschlag, 344 Seiten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen