LWL-Forscher:innen finden neue Säugetierarten
Fossilien aus Balve
Insgesamt acht Fossilien aus Balve begründen nun drei neue Säugetiergattungen
und -arten: "Cifellitherium suderlandicum", "Minutolestes
submersus" und "Beckumia sinemeckelia". Der dritte Name nimmt
dabei direkten Bezug auf die Gemeinde Balve-Beckum, in der die Fossilien
gefunden wurden. Die neuen Arten sind die geologisch jüngsten Vertreter der
Spalacotheriiden und Dryolestiden in Europa. Durch den neuen Fund erweitert
sich die bekannte geografische Ausdehnung der Spalacotheriiden bis nach
Mitteleuropa. "Unsere Kenntnisse über die Säugetiergruppen von Balve sind
immer noch begrenzt", erklärt Dr. Achim Schwermann, Fossilien-Forscher im
LWL-Museum für Naturkunde in Münster. "Jedes Jahr entdecken wir neue
Fossilien, und jede Entdeckung bringt etwas mehr Licht in dieses Kapitel der
Säugetier-Evolution, das weltweit nur durch wenige Fossilien bekannt ist",
so der Paläontologe weiter.
Unsichtbares sichtbar machen
Durch das Schlämmen werden jedes Jahr etliche Tonnen Sediment aufbereitet: Nach Trocknung und anschließendem Einweichen in Wasser werden die Proben über Siebe gespült. Die kleinste Maschenweite beträgt dabei 0,5 Millimeter. Durch diese Arbeit werden ungefähr 90 Prozent des Sediments ausgewaschen, und übrig bleiben Gesteinsbruchstücke, Gerölle und Fossilien, die größer als ein halber Millimeter sind. Im Anschluss werden diese Objekte in zeitintensiver Arbeit Korn für Korn ausgelesen. Nur so lassen sich die winzigen Zähne finden.
3D-Scan von 125 Millionen Jahre alten Fossilien Nachdem die Forscher:innen die Zähne ausfindig gemacht hatten, wurden sie mit einem Mikro-Computertomograph (µCT) durchleuchtet. Dabei rotierten die Fundstücke um 360 Grad, und mit Hilfe von Röntgenstrahlung entstand ein 3D-Scan der Fossilien. "Mit dieser Methode lassen sich die winzigen Zähne am Rechner untersuchen. Das ist kein Ersatz für die Originalfossilien, aber 3D-Modelle sind wesentlich einfacher von allen Seiten zu betrachten. Außerdem bekommen wir mit dieser Methode Einblicke in den internen Aufbau der Fossilien", so Prof. Dr. Thomas Martin von der Universität Bonn, Hauptautor der nun veröffentlichen Studie.
Die Fossilien sind die bislang einzigen Reste, die von diesen Tierarten bekannt sind. Sie werden daher sicher im Zentralmagazin des LWL verwahrt. Dort stehen sie Forschenden zur Verfügung, um weitere Untersuchungen daran vorzunehmen und noch mehr über sie zu erfahren. Interessierte finden den Link zur wissenschaftlichen Abhandlung der Funde hier: https://app.pan.pl/article/item/app009142021.html
Foto oben: Dr. Achim Schwermann,Paläontologe am LWL-Museum für Naturkunde, untersucht die 125 Jahre alten Fossilien. Foto: LWL/Steinweg
Foto mitte: Mithilfe des Schlämmens können die Paläontolog:innen winzige Fossilien entdecken, so wie die Millimeter großen Zähnchen. Foto: LWL/Steinweg
Foto unten: Als Mitarbeiter:innen des LWL-Museums für Naturkunde winzige Zähne in einem Steinbruch fanden, stellte sich heraus, dass es sich bei den Fossilien um neue Säugetierarten handelt. Foto: LWL/Steinweg
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