Basis: Panthera-Pressemitteilung (orig. engl.)
New York, 22. Februar 2022: Tiger und Nebelparder in Asien, Leoparden in Asien und Afrika und Iberischer Luchs in Spanien gehören zu den 36 Spitzenprädatoren, die am stärksten vom aktuellen globalen Straßennetz bedroht sind. Das ergibt eine neue Studie der globalen Wildkatzenschutzorganisation Panthera und ihrer Partner, die in Nature's Scientific Reports veröffentlicht wurde.
Straßenbau als Artenkiller
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass der Lippenbär dem höchsten straßenbedingten Risiko aller Spitzenprädatoren ausgesetzt ist, gefolgt vom Tiger und dem Rothund. Die Studie zeigt, dass acht der zehn Arten mit dem höchsten straßenbedingten Risiko in Asien vorkommen, während andere Hochrisikoarten in Amerika, Afrika und Europa beheimatet sind. Die größten Bedrohungen für Spitzenprädatoren durch Straßen bestehen in Kollisionen, Lebensraumverlust und -fragmentierung, vermindertem genetischen Austausch durch physische Barrieren und zunehmender Wilderei, die durch den Zugang zu Lebensräumen von Wildtieren erleichtert wird.
Beängstigender Blick in die Zukunft
Die Wissenschaftler entwickelten außerdem eine reproduzierbare Methode zur Bewertung der Auswirkungen geplanter massiver Straßenbauvorhaben im brasilianischen Amazonasgebiet, entlang der nepalesischen Postautobahn und auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Schätzungen zufolge werden rund 500 Schutzgebiete durch solche Projekte zerteilt, was das Überleben von Spitzenprädatoren, ihre Lebensräume und die Ökosystemleistungen für menschliche Gemeinschaften bedroht.
Jeffrey Dunnink, Koordinator des Panthera Furs for Life-Projekts, einer der Autoren der Studie, erklärte: "… unsere Forschung bestätigt, dass sich diese Bedrohung in den nächsten 30 Jahren nur noch verstärken wird. Insbesondere Großkatzen tragen eine überwältigende Last des Straßenrisikos, was zeigt, dass die Art mehr Aufmerksamkeit und Geld für den Naturschutz benötigt."
Dunnink fuhr fort: "Straßen können oft positive soziale und wirtschaftliche Folgen haben, dennoch müssen zukünftige Straßenentwicklungen strategisch geplant und wirksame Schutzmaßnahmen wie sichere Kreuzungsmöglichkeiten (Wildtunnel- oder Brücken) installiert werden, um sicherzustellen, dass die Tierwelt und letztendlich das Funktionieren der Ökosysteme unseres Planeten, die die Gesundheit und das Überleben so vieler menschlicher Gemeinschaften bestimmen, nicht allzu stark bedroht wird."
Die Studie zeigt, wie die derzeitige Verkehrsinfrastruktur und der geplante globale Ausbau von Straßennetzen (bis 2050 zusätzliche 25 Millionen Kilometer Straßen), in Regionen mit reicher Biodiversität die Ökosysteme und Lebensräume der Spitzenprädatoren zunehmend zersplittern werden. Insbesondere von den im Serengeti-Nationalpark in Tansania geplanten Entwicklungen wird erwartet, dass sie eines der größten Tierwanderungsgebiete der Welt zerstören und damit einen Dominoeffekt auf gesunde Spitzenraubtierpopulationen zur Folge haben werden. Und während Nepal in den letzten Wochen als Erfolgsgeschichte für die Erholung des Tigers gefeiert wurde, wird die Entwicklung des Straßennetzes des Landes die Lebensräume der Art halbieren und drohen, die beeindruckenden Fortschritte bei der Rettung der letzten 4.500 wilden Tiger vor dem Aussterben wieder zunichtezumachen.
Straßenplanung für den Artenschutz
Spitzenprädatoren sind aufgrund ihrer ausgedehnten Reviere, die das Überqueren von Straßen notwendig machen, sowie ihrer geringen Populationsgröße durch Fahrzeugkollisionen besonders bedroht. Zwischen 1990 und 2020 wurden beispielsweise 229 Wildtier-Fahrzeug-Kollisionen für die seltenen iberischen Luchse dokumentiert. Zudem sind Raubtiere mit hoher Mobilität wie Wildkatzen besonders anfällig für genetische Inzucht. So weisen z.B. Ozelots im Süden von Texas aufgrund umfangreicher Straßenentwicklungen eine alarmierend geringe genetische Vielfalt auf.
Und oobwohl Costa Rica oft als Goldstandard im Naturschutz angesehen wird, verfügt es über die höchste Straßendichte in Mittelamerika, wobei ein Abschnitt der Limón-Moín-Route 257 für 4,6 Wildtier-Roadkills pro Stunde verantwortlich ist, hauptsächlich aufgrund von Geschwindigkeitsüberschreitungen. Um eine nachhaltige, wildtiergerechte Straßenplanung zu gewährleisten, arbeitet das 2011 gegründete Panthera's Wild Cats Friendly Roads Project in Costa Rica mit der Regierung zusammen.
Auf der Olympic Peninsula im Bundesstaat Washington arbeitet Panthera außerdem mit dem Verkehrsministerium, dem Lower Elwha Klallam Tribe und einer Reihe anderer First Nations zusammen, um Wildtierüberquerungen auf der Interstate 5 zu installieren, die die Möglichkeit des genetischen Austauschs von Pumas verbessern sollen. Eine ähnliche Initiative unterstützt Panthera in der mexikanischen Region Calakmul.
Über Panthera
Panthera wurde 2006 gegründet und widmet sich ausschließlich der Erhaltung von Wildkatzen und ihrer entscheidenden Rolle in den Ökosystemen der Welt. Pantheras Team aus führenden Biologen, Strafverfolgungsexperten und Wildkatzenbefürwortern entwickelt innovative Strategien, die auf den besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren, um Geparden, Jaguare, Leoparden, Löwen, Pumas, Schneeleoparden, Tiger und die 33 kleinen Katzenarten und ihre weiten Landschaften zu schützen. In 39 Ländern auf der ganzen Welt arbeitet Panthera mit einer Vielzahl von Interessengruppen zusammen, um die dringendsten Bedrohungen für Wildkatzen zu reduzieren oder zu beseitigen und so ihre und unsere Zukunft zu sichern.
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