eine märchenhafte Anthologie
Die Protagonisten der Anthologie sind
ganz real und leben im Raubtier- und Exotenasyl Ansbach/Wallersdorf.
Doch bei aller liebevollen Betreuung, die sie dort erfahren, dürften
die Raubkatzen, Füchse, Frettchen oder Affen, die aus illegaler oder
schlechter Haltung stammen, doch von einer schöneren, freieren Welt
träumen. Die Autoren der Anthologie greifen diesen Gedanken auf und
versetzen die tierischen Bewohner in die Lage, unbemerkt von den
Pflegern im magischen Tigerwald, einer Zauberwelt, die kaum einem
Menschen zugänglich ist, umherzustreifen und dort ihre Abenteuer zu
erleben.
tierische Abenteuer
Das Buch richtet sich an eine jüngere
Leserschaft und so sind die zauberhaften Abenteuer weder blutrünstig
noch übertrieben komplex. Auch für ältere Menschen, die sich eher
vom Magischen, Märchenhaften angezogen fühlen, eine Wohltat.
Dennoch, ungefährlich ist es in dem unscheinbaren Wäldchen hinter
dem Exotenasyl, das sich beim Betreten in unendliche Weiten
erstreckt, keineswegs. Bei so manch einem Abenteuer der Tiger,
Luchse, Füchse, Affen, Frettchen, Pumas oder der Karakaldame, steht
die Existenz des magischen Tigerwaldes auf dem Spiel und nur durch
gegenseitige Unterstützung und gemeinsames Handeln können die
Zauberwelt, ihre Bewohner und ihr Hüter, ein recht schrilles
Bäumchen, vor Monstern und anderen Gefahren gerettet werden.
tierische Persönlichkeiten
Die Autoren der Anthologie hatten mit
den Tieren des Exotenasyls einerseits, dem schillernden
Tannenbäumchen als Wächterfigur und der Unzugänglichkeit dieser
magischen Welt für Menschen relativ wenig Vorgaben für ihre
Geschichten. Erstaunlich genug daher, dass diese Welt angenehmer
weise über alle Aufsätze hinweg ein recht geschlossenes Gesamtbild
mit nur wenig Widersprüchen ergibt. Das mag auch mit den
Protagonisten selbst zu tun haben, deren Charaktere und
Persönlichkeiten den AutorInnen im Rahmen von Besuchen, Führungen
und Aktionen erkennbar ans Herz gewachsen sind. Und so werden die
imposanten Tiger, die frechen Frettchen, die fast immer fröstelnde
Karakaldame und all die anderen Asylbewohner für den Leser lebendig.
Bei entsprechender Tier- und vor allem Raub-Katzenaffinität
entwickelt sich bei der Lektüre ein gewisses Bedürfnis, die
Hauptdarsteller auch mal persönlich kennenzulernen.
tierische Emotionen
Sicher dürften die einzelnen
Geschichten beim Leser auf unterschiedliche Resonanz stoßen, das ist
bei einer Anthologie mit ganz verschiedenen Autorenpersönlichkeiten
und Stilen einfach so. Aber ungeachtet dessen wird der Leser, je
weiter er in den magischen Tigerwald vordringt, mehr und mehr von
seinem Zauber eingefangen. Mir persönlich haben die Geschichten des
zweiten Teiles am besten gefallen, die Geschichten, in denen der Wald
zu so etwas wie dem Regenbogenland wird, in dem die jetzigen Bewohner
des Raubkatzenasyls auf die inzwischen verstorbene Pumadame Pünktchen
und den ebenfalls verstorbenen Vater der aktuellen Tigerbande Tiger
stoßen und nicht nur gemeinsame Abenteuer erleben, sondern auch an
deren Weisheit teilhaben. Und wer schon einmal sein geliebtes
Haustier hat über die Regenbogenbrücke gehen lassen müssen, wird
hier nicht nur das eine oder andere Tränchen vergießen, sondern
auch ein wenig Trost finden.
tierisch schön
Die eine oder andere Geschichte
allerdings fällt ein wenig aus dem Rahmen, macht das Buch dadurch
aber noch interessanter und abwechslungsreicher. So spielen
beispielsweise in Arbolus auch reale Menschen eine Rolle und in der
letzten Geschichte Der Burgherr im Magischen Wald, mit der
KarakaldameKarakaldame im Mittelpunkt wird es dann ganz magisch,
mystisch, märchenhaft. Das Buch ist also durchaus empfehlenswert,
übrigens auch, weil es so liebevoll gestaltet und konzipiert ist.
Ich bin ja ein Fan von schön gemachten Büchern, bei denen das Auge
nicht nur arbeiten, sondern auch genießen kann. Der Magische
Tigerwald gehört durchaus dazu.
Als Bonbon für den Tierfreund kommt
zum Lesevergnügen übrigens auch noch die gute Tat. Denn die Erlöse
aus dem Buchverkauf kommen direkt dem Raubtierasyl und damit den
Helden der Kurzgeschichten dieser Anthologie zugute.
Bettina
Ickelsheimer Förster (Hrg.): Magischer
Tigerwald. Shadodex-Verlag 2019. Taschenbuch, 264 Seiten.
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