Dienstag, 16. Juli 2019

Magischer Tigerwald

eine märchenhafte Anthologie

Die Protagonisten der Anthologie sind ganz real und leben im Raubtier- und Exotenasyl Ansbach/Wallersdorf. Doch bei aller liebevollen Betreuung, die sie dort erfahren, dürften die Raubkatzen, Füchse, Frettchen oder Affen, die aus illegaler oder schlechter Haltung stammen, doch von einer schöneren, freieren Welt träumen. Die Autoren der Anthologie greifen diesen Gedanken auf und versetzen die tierischen Bewohner in die Lage, unbemerkt von den Pflegern im magischen Tigerwald, einer Zauberwelt, die kaum einem Menschen zugänglich ist, umherzustreifen und dort ihre Abenteuer zu erleben.



tierische Abenteuer

Das Buch richtet sich an eine jüngere Leserschaft und so sind die zauberhaften Abenteuer weder blutrünstig noch übertrieben komplex. Auch für ältere Menschen, die sich eher vom Magischen, Märchenhaften angezogen fühlen, eine Wohltat. Dennoch, ungefährlich ist es in dem unscheinbaren Wäldchen hinter dem Exotenasyl, das sich beim Betreten in unendliche Weiten erstreckt, keineswegs. Bei so manch einem Abenteuer der Tiger, Luchse, Füchse, Affen, Frettchen, Pumas oder der Karakaldame, steht die Existenz des magischen Tigerwaldes auf dem Spiel und nur durch gegenseitige Unterstützung und gemeinsames Handeln können die Zauberwelt, ihre Bewohner und ihr Hüter, ein recht schrilles Bäumchen, vor Monstern und anderen Gefahren gerettet werden.

tierische Persönlichkeiten

Die Autoren der Anthologie hatten mit den Tieren des Exotenasyls einerseits, dem schillernden Tannenbäumchen als Wächterfigur und der Unzugänglichkeit dieser magischen Welt für Menschen relativ wenig Vorgaben für ihre Geschichten. Erstaunlich genug daher, dass diese Welt angenehmer weise über alle Aufsätze hinweg ein recht geschlossenes Gesamtbild mit nur wenig Widersprüchen ergibt. Das mag auch mit den Protagonisten selbst zu tun haben, deren Charaktere und Persönlichkeiten den AutorInnen im Rahmen von Besuchen, Führungen und Aktionen erkennbar ans Herz gewachsen sind. Und so werden die imposanten Tiger, die frechen Frettchen, die fast immer fröstelnde Karakaldame und all die anderen Asylbewohner für den Leser lebendig. Bei entsprechender Tier- und vor allem Raub-Katzenaffinität entwickelt sich bei der Lektüre ein gewisses Bedürfnis, die Hauptdarsteller auch mal persönlich kennenzulernen.

tierische Emotionen

Sicher dürften die einzelnen Geschichten beim Leser auf unterschiedliche Resonanz stoßen, das ist bei einer Anthologie mit ganz verschiedenen Autorenpersönlichkeiten und Stilen einfach so. Aber ungeachtet dessen wird der Leser, je weiter er in den magischen Tigerwald vordringt, mehr und mehr von seinem Zauber eingefangen. Mir persönlich haben die Geschichten des zweiten Teiles am besten gefallen, die Geschichten, in denen der Wald zu so etwas wie dem Regenbogenland wird, in dem die jetzigen Bewohner des Raubkatzenasyls auf die inzwischen verstorbene Pumadame Pünktchen und den ebenfalls verstorbenen Vater der aktuellen Tigerbande Tiger stoßen und nicht nur gemeinsame Abenteuer erleben, sondern auch an deren Weisheit teilhaben. Und wer schon einmal sein geliebtes Haustier hat über die Regenbogenbrücke gehen lassen müssen, wird hier nicht nur das eine oder andere Tränchen vergießen, sondern auch ein wenig Trost finden.

tierisch schön

Die eine oder andere Geschichte allerdings fällt ein wenig aus dem Rahmen, macht das Buch dadurch aber noch interessanter und abwechslungsreicher. So spielen beispielsweise in Arbolus auch reale Menschen eine Rolle und in der letzten Geschichte Der Burgherr im Magischen Wald, mit der KarakaldameKarakaldame im Mittelpunkt wird es dann ganz magisch, mystisch, märchenhaft. Das Buch ist also durchaus empfehlenswert, übrigens auch, weil es so liebevoll gestaltet und konzipiert ist. Ich bin ja ein Fan von schön gemachten Büchern, bei denen das Auge nicht nur arbeiten, sondern auch genießen kann. Der Magische Tigerwald gehört durchaus dazu.
Als Bonbon für den Tierfreund kommt zum Lesevergnügen übrigens auch noch die gute Tat. Denn die Erlöse aus dem Buchverkauf kommen direkt dem Raubtierasyl und damit den Helden der Kurzgeschichten dieser Anthologie zugute.

Bettina Ickelsheimer Förster (Hrg.): Magischer Tigerwald. Shadodex-Verlag 2019. Taschenbuch, 264 Seiten.

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