(Kapitel aus Rotbarts wilde Verwandte)
1654 war die Welt des Caracal caracal zumindest in der südafrikanischen Kapregion noch halbwegs in Ordnung. Die Holländer hatten erst zwei Jahre zuvor ihren Handelsstützpunkt am Tafelberg errichtet und bis auf die Festung und ein paar Gärten noch kaum Land für sich in Anspruch nehmen können. Das war von den nomadischen Khoi und den Jägern und Sammlern, den San, besiedelt, für die die Koexistenz mit Beutegreifern zum alltäglichen Leben gehörte.Ins Blickfeld der Europäer gelangte der Karakal im folgenden Jahrhundert. Wie überall, wo Menschen in ihren Lebensraum eindrangen, bediente sich die außerordentlich scheue, opportunistische Raubkatze nach dem Muster, man nimmt, was man kriegt, gelegentlich auch bei den Haustieren, wie Hühnern, Schafen oder Ziegen. Da kam es ganz gelegen, dass man das Fell des Karakals, wie Alfred Brehm in seinen Tierleben zu berichten wusste, „Am Vorgebirge der guten Hoffnung ... in hohem Werte“ hielt „... weil man ihm Heilkräfte gegen Gliederschmerzen und Fußgicht zuschrieb. Solche Felle wurden auch nach Europa verhandelt und hier ebenfalls gut bezahlt.“
Trophäen, Populationskontrolle und Forschungsdefizite
Zu Lebzeiten Brehms (1829–1884) War
der Boom der Karakalfelle allerdings längst vorbei, und die faszinierende
Raubkatze aus dem Blickfeld des kommerziellen und naturwissenschaftlichen
Interesses entschwunden. Im Pelzhandel des 20. Jahrhunderts war der Karakal
noch sehr günstig als Bettvorleger zu erstehen und wer sich heute einen Karakal
als Trophäe schießen will, bekommt den bei den einschlägigen Veranstaltern im
südlichen und westlichen Afrika schon ab einer Abschussprämie von 500 – 700 €
vor die Flinte. Und da er im Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommen
CITES aufgelistet ist, können die mutigen Jagdgesellen ihre Trophäe auch problemlos
nach Deutschland einführen. Laut CITES Trade Databasis wurden von 2001-2017
7.924 Jagdtrophäen davon 6.749 aus Südafrika und 1.039 aus Namibia, 1.413 Felle
und 1.633 Schädel zur Ausfuhr genehmigt. Hinzu kamen 157 lebende Wildfänge,
davon 26 aus Namibia, 74 aus Südafrika und 12 aus Guinea. Weltweit wurde der
internationale Transport von 583 Nachzuchttieren erfasst, davon 560 aus
Südafrika.
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Weil sie als Nutztierräuber gelten, werden die Karakals natürlich auch in ihrem Bestand „kontrolliert“, also abgeschossen. Allein im Zeitraum zwischen 1931 bis 1952 wurden laut International Union for Conservation of Nature (IUCN) allein in der südafrikanischen Trockenregion Karoo pro Jahr mehr als 2.200 dieser Katzen im Rahmen der „Populationskontrolle“ getötet. 1981 meldeten namibische Farmer den Abschuss von 2.800 Karakals, weil die angeblich für einen hohen Verlust von Nutztieren verantwortlich waren. Die Dunkelziffer dürfte durchaus höher sein. Laut roter Liste gefährdeter Arten (IUCN) ist der Caracal caracal in Südafrika dennoch nicht vom Aussterben bedroht. Allerdings ist über die Habitatansprüche und Reviergrößen der sprunggewaltigen Katze bislang nur wenig bekannt.
Gefangen und abgerichtet
Ein "Jagdluchs", Baroda (Britisch-Indien) ca. 1860 |
Opfer der menschlichen Infrastruktur
Überall in seinem Verbreitungsgebiet ist der Karakal durch Habitatverlust oder -zersplitterung durch Landwirtschaft und Verkehr, legale oder illegale Bejagung ungeachtet der aktuellen IUCN-Einstufung in unterschiedlichem Maße bedroht. In vielen Teilen ihres Verbreitungsgebietes ist der Bedrohungsstatus, also die Populationsdichte und -entwicklung nicht einmal bekannt. Das gilt auch für die Türkei, wo bestenfalls ein Populationsrückgang zu verzeichnen ist. Dort, wie auch in Persien, heißt die Katze übrigens Schwarzohr (türk. Karakulak) woraus sich letztendlich der Gattungsnamen ableitet.
In den zentralasiatischen Republiken wie überall dort, wo er von Natur aus nur geringe Populationen aufweist, gilt der Karakal als offiziell bedroht und in Saudi-Arabien geht man von einem Rückgang der Population aus, weil unter anderem immer weniger totgefahren werden.
Missbraucht für die Haustierindustrie
Die inzwischen verstorbene Kalaharia (Raubtier-und Exotenasyl) |
Denn inzwischen sind Karakale und Kreuzungen aus Hauskatzen und Karakalen und anderen Exoten auch bei uns zum „gehobenen“ Modehaustier geworden. So versprechen die wilden Katzen und ihre „Bastarde“ wie Karakalkatze oder Caracat, Hybride aus Fischkatze und Maine Coon (Viveral) und diverse weitere Mischungen bei „Liebhabern“ inzwischen gute Gewinne. Aber bei der Zucht gerade der größeren Haus-Wildkatzen-Mixe kommt es aus biologischen Gründen zu häufigen Früh-, Fehl- und Totgeburten und auch der Paarungsakt selbst ist für das jeweilige Hauskatzenweibchen nicht unproblematisch. Wer sich die Zähne eines Karakals anschaut, mag sich vorstellen, was der Nackenbiss bei der Paarung beim Hauskatzenweibchen anrichten kann. Da aber reine Karakale, Servale, Bengal-, Rohr und Fischkatzen ganz legal für den kommerziellen Handel und zur Kreuzungs- und Nachzucht nach Tschechien, Deutschland und England importiert werden können, rechnen sich die Verluste offensichtlich. Und dass am Ende nicht wenige der, ob Hybrid, Nachzucht oder Direktimport, immer noch wilden Katzen in Tierheimen und Auffangstationen (z.B. Raubtierasyl im Bayerischen Ansbach) landen, wird unter kommerziellen Gesichtspunkten billigend in Kauf genommen.
Steckbrief
(Caracal caracal)
Familie: Felidae (Katzen)
Unterfamilie: Felinae (Kleinkatzen)
Gattung: Caracal
Erstbeschreibung 1776 durch den deutschen Mediziner und Naturforscher Johann Christian von Schreber. Ab 1777 war er Leiter des Naturhistorischen Museums der Universität Erlangen. Während dieser Zeit arbeitete er bereits an „Die Säugthiere in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen“, einem zoologischen enzyklopädischen Beschreibungs- und Bildnachweiswerk, das zwischen 1775 und 1792 in vier Bänden erschien. Neben seiner eigentlichen wissenschaftlichen Arbeit begann Schreber ab 1773 das gesamte Werk des Wissenschaftlers Carl von Linné ins Deutsche zu übersetzen.
Habitat: trockene Steppen, Halbwüsten, Savannen, Trockenwälder
Gewicht/Größe ca.: 13 – 18 Kg, Kopf-Rumpf-Länge 65 cm, Schwanz 30 cm, Schulterhöhe 40-45 cm.
Besondere Merkmale: Schwarze Fellpinsel an den Ohren; Kräftige Hinterbeine, die länger sind als die Vorderbeine; Lauerjäger; Nachtjäger; je nach Region weinrotes, graues oder sandfarbenes Fell.
Ernährung: Vögel, kleine Säugetieren (z.B. Hasen, Mäuse, Schliefer) bis hin zu Antilopen und Haustiere, wie Ziegen und Schafe.
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