Wildcats, Panthers, Lynx, Pumas, Ocelots, Caracals and Relatives
Es ist schon ein wenig wie Weihnachten. Seit Jahren suchte ich vergeblich nach einem Buch, dass einen vollständigen und aktuellen Überblick über alle Katzenarten bietet und seit etwa einer Woche liegt es nun mit Felids and Hyenas of the World zur Rezension auf meinen Schreibtisch.Die ganze Welt der Katzen und Hyänen
Der Naturforscher und Wildtierfotograf José R. Castelló hat mit seinem inzwischen dritten „Tierbestimmungsbuch“ wieder einmal eine unglaubliche Fleißarbeit abgeliefert, die in einer längst überfälligen umfassenden Bestandsaufnahme aller lebenden Katzenarten (Familienbezeichnung Felidae) besteht – einschließlich der Hauskatze. Zusätzlich präsentiert der Autor dem Leser die wenigen Vertreter der Hyänenfamilie (Hyaenidae), die entgegen ihrer körperlichen Erscheinung tatsächlich zur Unterordnung der Katzen- (Feliformia) und nicht etwa der Hundeartigen (Caniformia) gehört.
Ein Buch, das eine Lücke schließt
In seiner Einführung behandelt Castelló die allen Vertretern der jeweils Felidae- bzw. Hyaenidae gemeinsamen Merkmale (und spezifischen Unterschiede), angefangen von Körperform und Größe, Skelett, Extremitäten bis hin zu Schädelmerkmalen und Gebiss. Abschnitte über die Taxonomie, das Verhalten, Ernährung, Vermehrung, Kommunikation, Verbreitung, Domestikation und Bedrohungsstatus der Felidae und Hyaenidae schließen sich an. Alles wunderbar und anschaulich mit Fotos und Schaubildern illustriert und wie sich nicht nur an den Ausführungen zur Taxonomie erkennen lässt jeweils auf dem allerneuesten Erkenntnisstand. Das letzte Einführungskapitel „How to use this book“ kann man erst einmal überschlagen, denn im Grunde erklärt sich das Buch dank seiner rigiden Aufteilung, die sich eng an die Struktur der Einführung anlehnt, von selbst.
Vom Tiger bis zur Schwarzfußkatze, von der Tüpfelhyäne bis zum Erdwolf
So folgt die Vorstellung der Arten dem Taxonomischen Schema durch Aufteilung in die acht Katzenlinien Panthera, Puma, Ocelot, Leopard Cat, Caracal, Wildcat, Lynx und Bay Cat. Zu jeder dieser Linien gibt es wiederum eine Einführung, der schließlich die systematische Beschreibung der dazugehörigen Kartenarten und ihrer regionalen Variationen folgen. Das gleiche gilt natürlich auch für die Hyaenidae. Auch, wenn die Ausführungen sehr wissenschaftlich-sachlich gehalten sind, allein durch die ausgezeichneten freigestellten Fotos, die – wie auf dem Cover beispielhaft abgebildet – jede einzelne Variante mit ihrem Körperbau, Fellfarbe und Zeichnung, in männlicher- und weiblicher Form und als Jungtiere zeigen, ist die Lektüre dieses Artenbestimmungsbuches alles andere als trocken. Originell auch der Größenvergleich zwischen Mensch und Katzenart in Gestalt eines Piktogramms.
Für Wissenschaftler, Forscher und Laien
Felids and Hyenas of the World ist zweifellos ein besonderes und rundum gelungenes Buch auch für den (des Englisch mächtigen) Laien. Gedacht als Identifikationsbuch bei Feldstudien, ist es recht kompakt und handlich. Dass es trotz des Taschenbuchformates und „nur“ 248 Seiten gelungen ist, immerhin rund 600 Abbildungen und eine unglaubliche Menge an Informationen zu 41 Katzen- und 4 Hyänenarten unterzubringen, ist allerdings nicht nur dem stringenten Konzept, sondern auch der doch sehr kleinen Schrift zu verdanken. Letzteres habe ich trotz meiner schon recht altersschwachen Augen gerne in Kauf genommen. Die Illustrationen allerdings sind mühelos auch in ihren Details zu erkennen.
Alexander Sliwa (Kurator des Kölner Zoos): „Goldstandard“
Nachdem José R. Castelló nach Bovids (Hornträger) of the World und Canids (Hundeartige) of the World mit Felids and Hyenas of the World nun schon sein drittes Artenbestimmungsbuch herausgebracht hat, darf der begeisterte Rezensent darauf hoffen, dass er sich in einem seiner nächsten Projekte auch den anderen Familien der Katzenartigen, wie den Parderrollern, den Linsangs, den Schleichkatzen, den Madagassischen Raubtieren und den Mangusten zuwendet. Denn auch hier dürfte eine entsprechende umfassende Bestandsaufnahme eine Lücke schließen. Dem Urteil Alexander Sliwas zu Castellós bisherigen Hauptwerken kann ich mich als engagierter Artenschutzlaie nur anschließen.
José R. Castelló: Felids and Hyenas of the World. Wildcats, Panthers, Lynx, Pumas, Ocelots, Caracals and Relatives. 2020 Princeton University Press. Paperback 248 Seiten. Mit Vorworten von Alexander Sliwa und Andrew Kitchener
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