Einige Leser des Interviews, das die Redaktionskatze Sally mit Benno, dem Chef der Schwarzbärflotte geführt hat, waren ob des etwas gehässigen Untertons Sallys ein wenig irritiert. Aber Sally und Benno haben eine sehr lange und recht schwierige gemeinsame Vergangenheit, die ich zum Verständnis des gespannten Verhältnisses zwischen den Beiden an dieser Stelle in mehreren Teilen vorstellen werde.
Es begann im Jahr 2002, als es meine Frau und ich von Berlin auf einen nordosthessischen Reiterhof verschlagen hatte.
Wie wir Katzenmenschen wurden
Warum es ausgerechnet diese drei Katzen
waren, die aus dem Tierheim auf den Reiterhof geholt wurden, daran erinnert
sich niemand so richtig. Tatsache ist, dass es eigentlich nur zwei Katzen sein
sollten, die als Ratten- und Mäusejäger auf dem Hof eingesetzt werden sollten.
Es ging den Besitzern des Reiterhofes also nicht wirklich um die Liebe zu
Katzen, sondern darum, dass sie ihren Zweck erfüllten. Letztendlich waren es
eben drei der Pelztiere, ungefähr ein bis zwei Jahre alt, wie man im Tierheim
erklärte.
Kater Benno auf dem Kleiderschrank |
Nein, die
Katzen hatten sich nicht wirklich aufgedrängt. Sie waren außerordentlich scheu
und insbesondere die getigerte Tinka hatte sich kaum einfangen lassen. Die
beiden Schwarzen, der Kater Benno und die Katze Sally, waren übrigens
Geschwister – so behaupteten die Leute vom Tierheim – und alle waren Freigänger.
Wie dem auch
sei, zunächst einmal bekamen die drei eines der Sechsbett-Gästezimmer, um sich
an uns und den Hof zu gewöhnen. Und es dauerte bestimmt zwei Wochen, bis die
Katzen es wagten, ihr Futter zu fressen, wenn sich jemand von uns im Zimmer aufhielt.
Ansonsten verkroch sich Benno auf den Kleiderschrank, Tinka auf eines der
Betten und Sally fand Schutz in einem Korb unter dem Bett, wenn sich ein
menschliches Wesen auch nur ankündigte.
Sally in ihrem Körbchen |
Mit der Zeit
konnten wir, also meine Frau und ich - die die Betreuung der Fellnasen
übernommen hatten, weil sich sonst niemand dafür zuständig fühlte – die Katzen
an ihren jeweils sicheren Orten auch vorsichtig streicheln. Nicht, dass sie das
wirklich genossen hätten. Aber sie liefen nicht mehr weg und ließen unsere
Streicheleinheiten zumindest widerstandslos über sich ergehen. Und so kam es,
dass wir jeden Tag immer mal wieder auf der Leiter standen, um den Kater auf
seinem Kleiderschrank zu streicheln, halb unter dem Bett lagen, um Sally zu
muscheln und auf einen Stuhl stiefelten, um Tinka den Rücken zu kraulen.
Einzahn-Tinka auf dem Bett |
Tinka schien
auf den ersten Blick die wildeste der drei zu sein. Immer, wenn man sich ihr
näherte, fauchte sie wie eine Klapperschlange und entblößte dabei ihren
einzigen Raffzahn. Ignorierten wir das wilde Gebaren, dann wurde die kleine
Katze flach wie eine Flunder und ließ sich widerstandslos streicheln. Tinka war
die einzige der drei, die ihre Streicheleinheiten ziemlich bald auch zu
genießen schien. Und irgendwann verstärkte sich der Eindruck, dass dieses
Fauchen eher eine Einladung zum Kuscheln darstellte.
Auf den Arm
nehmen konnten wir die Katzen aber noch lange nicht. Machten wir auch nur den
Versuch, so durften wir ihre scharfen Krallen kennenlernen.
Irgendwann
war es dann soweit, die Katzen sollten auf den Heuboden umgesiedelt werden, um
dort ihren Dienst anzutreten. Also holten wir Kisten, um die Katzen zu
transportieren und zogen uns dicke Pullover an. Auf Arbeitshandschuhe hatten
wir verzichtet, um die Katzen nicht unnötig zu ängstigen. Was soll ich sagen,
es war ein harter Kampf bis wir die drei auf dem Heuboden hatten und vielleicht
hätten wir doch nicht auf die Arbeitshandschuhe verzichten sollen. Das Ergebnis
der Aktion waren jedenfalls zahlreiche Blessuren auf unserer Seite und auf dem
Heuboden verschwundene Katzen.
Jetzt ging
das Spiel wieder von vorne los. Die Katzen wagten es nicht, ihr Futter
anzurühren, wenn wir auf dem Heuboden waren, sie blieben erst einmal
verschwunden.
Wieder
einmal bedurfte es viel Geduld und häufiger Aufenthalte auf dem Heuboden, um
das bisschen Vertrauen wiederzugewinnen, das wir bei der Umsetzaktion verloren
hatten. Aber auch das war uns schließlich wieder gelungen und wenn wir (und nur wir!) auf den Heuboden kamen, dann
hörte man hier das Miauen des Katers, dort das Rascheln der Katzen und
insbesondere Benno und Sally liebten es, wenn vor allem meine Frau mit ihnen
spielte. Und streicheln ließen sich inzwischen alle Katzen – wohlgemerkt nur
von uns. Aber dass wir eine von Ihnen jemals ungestraft auf den Arm nehmen könnten,
war damals nicht einmal im Traum vorstellbar. Irgendwie hatten uns die Katzen
schon akzeptiert und wenn wir auf den Heuboden kamen, um ihnen das Futter zu
bringen, dann zeigten sie uns voller Stolz ihre erlegten Mäuse. Für Ratten aber
waren und blieben unsere drei begeisterten Jäger eindeutig zu klein. Ja, auch wenn sie uns nicht gehörten, die drei wurden zunehmend zu unseren Katzen.
Es folgt Teil 2: Der Kampf um Sallys Rückkehr
Freut mich, dass ich diese Geschichte lesen konnte und bin sehr gespannt auf die Fortsetzung. Wenn Sally und Benno Geschwister sind ist es kein Wunder, dass Sally ihn im Interview so behandelt - so sind die Katzenweiber zu ihren Brüdern, da kann mein Tommy ein Lied davon singen!
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