Die erstaunliche Welt der Haie
Im Vergleich zu anderen Tierklassen versammeln sich unter dem Begriff Hai mit 541 relativ wenig bekannte Arten. Zählt man noch die anderen Knorpelfische wie Rochen und Seekatzen hinzu, kommen wir auf rund 1250 Arten. Demgegenüber schlagen die Knochenfische mit mehr als 38.000 noch heute lebenden Arten zu Buche. Doch die Haie und ihre knorpeligen Verwandten üben inzwischen eine besondere Faszination auf uns Menschen aus, nicht zuletzt sicherlich auch deshalb, weil wir über viele von ihnen nur sehr wenig wissen, über manche gar nichts.Ein Kaleidoskop des Wissens
Mit dem Buch Sharkpedia gelingt es dem amerikanischen Meeresbiologen Daniel C. Abel in Kooperation mit dem wissenschaftlichen Illustrator und Autor Marc Dando ein kleines Kompendium mit über 100 Kurztexten zum Thema Hai vorzulegen, das die Lesenden unterhaltsam in die Welt der faszinierenden Raubfische einführt. Die haben evolutionär gesehen immerhin rund 400 Millionen Jahre auf dem Buckel. Auch für die interessierten Laien, die sich mit den Meeresbewohnern schon auseinandergesetzt haben, liefert das Büchlein neben Bekanntem durchaus neue Informationen.
Wie die Haie wirklich sind
Sharkpedia folgt keiner strikten inhaltlichen Struktur, das ist weder notwendig noch problematisch. Man muss und kann sich ohnehin einfach durch die wissenschaftliche Plauderei des Autors, der auch seine persönlichen Erfahrungen, Empfindungen und Erlebnisse mit einbringt, treiben lassen. Dann erfährt man einiges über einzelne Haiarten, die sehr unterschiedlichen und komplexen Verhaltensweisen, die Biologie, die in beeindruckender Weise belegt, wie anpassungsfähig und umweltoptimiert die vermeintlichen lebenden Fossile sind. Überhaupt tickt der „reale Hai“ so völlig anders, als es uns die Sensationsmedien weis machen wollen. Da steht das Bild der geistlosen biologischen Killermaschine als maritimer Spitzenprädator vor allem in Form des Weißen Haus und anderer seiner imposanten Verwandten gegen den intelligenten und sensiblen Meeresräuber mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten, der mit Menschenfleisch auf der Speisekarte eigentlich gar nichts am Hut hat, .
In (fast) allen Gewässern zuhause
Natürlich widmet sich Daniel C. Abel auch dem Weißen Hai, doch eigentlich haben es ihm persönlich die eleganten Sandbankhaie angetan. Die leben in Küstengewässern, schwimmen durchaus auch in Flussmündungen umher, und belegen damit, dass es Haiarten gibt, die auch im Süßwasser existieren können. Wie gesagt, Haie sind anpassungsfähige Wesen und die Evolution hat dafür gesorgt, dass die verschiedenen Arten der Knorpelfische auf dem Boden herumschlurfen, als Mantas durch das Wasser segeln oder beispielsweise als Laternenhaie sogar in Tiefen von bis zu 4500 Metern leben können. Und natürlich gibt es diese Raubfische nicht nur in groß bis ganz groß, wie beispielsweise den Walhai, sondern auch in klein bis sehr klein.
Der Hai das weitgehend unbekannte Wesen
Plaudernd streift der Autor Themen wie Lebensräume, Fortpflanzung, Bedrohung des Menschen und durch den Menschen, Biodiversität oder Kultur und eröffnet den Lesenden ein außerordentlich vielschichtiges Bild von einer Klasse von Meeresbewohnern, über die immer noch allzu wenig bekannt ist. Das liegt zum einen natürlich daran, dass sich der Mensch vor allem für die wirtschaftliche Verwertbarkeit seiner Mitlebewesen interessiert und noch immer nicht um ihrer selbst willen. Zum anderen aber ist es natürlich der Lebensraum, zu dem der Mensch trotz aller Technologien meist nur vermittelt Zugang hat.
Natürlich ist das Büchlein, das vor allem neugierig auf die spannenden Knorpelfische machen soll, alles andere als eine umfassende Enzyklopädie. Doch gerade deshalb funktioniert es wohl und mach Lust auf mehr. Leider gibt es die anderen themenbezogenen Bücher von Abel und Dando, wie beispielsweise The Lives of Sharks, Shark Biology and Conservation: Essentials for Educators, Students, and Enthusiasts oder Shark, the illustrated biography und andere nicht als deutsche Ausgaben.
Daniel C. Abel: Die erstaunliche Welt der Haie. Mairischverlag 2025. Hardcover, 183 Seiten, zahlreiche Illustrationen.
Wer etwas zur Kulturgeschichte des Hais, also der Mensch-Hai-Beziehung von der Antike bis heute erfahren möchte, sollte sich meinen Podcast „Zur Kulturgeschichte des Weißen Hais“ in Kulturstrom anhören

 
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