Sonntag, 29. Mai 2016

Der Tag an dem die Katze kam

Jennys & Ghizmos zweiter Fall

Vordergründig geht es beim zweiten Fall, mit dem Jenny von Rosmalen und Kater Ghizmo konfrontiert werden, um eine Einbruchserie. Eigentlich hatte sich die Protagonistin in die beschauliche ländliche Region zurückgezogen, um ein psychisches Trauma auszukurieren. Aber so verschlafen, wie es auf den ersten Blick schien, ist ihre neue Wahlheimat offensichtlich nicht. Bereits in „Die Nacht, in der der Kater sang“, dem ersten Buch der neuen Serie, hat Andrea Schacht einen Pferdemörder sein Unwesen treiben lassen. Nun sind es also dreiste Einbrecher, die auch vor dem Haus ihres Nachbarn Woody und Jennys Hof – besser den Revieren von Ghizmo und seinem Lieblingsfeind Jaromir – nicht Halt machen.
Selbstverständlich steckt hinter den ein wenig merkwürdig anmutenden Einbrüchen mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Denn die skurrilen Raubzüge stehen mit einer ebenso skurrilen Entführung in Verbindung. Und dann sind da noch Ereignisse, deren Hintergründe und Zusammenhänge sich dem Leser zunächst nicht so ohne weiteres erschließen. Dank der Sensibilität und der Neugierde der dörflichen Katzengesellschaft, ahnt der Leser allerdings schneller als die menschlichen Protagonisten des Buches, dass hier eine Reihe von kriminellen Aktivitäten unterschiedlicher Personen nebeneinander herlaufen.

Neue Mitbewohnerin in Ghizmos Revier

Aber es ist mal wieder nicht der kriminalistische Teil des Romans, der den Leser wirklich fesselt. Es sind vor allem die kätzischen Protagonisten, die mit der diebischen Milena einen originellen Zuwachs erhalten und hier noch stärker in den Vordergrund treten, als im ersten Band. Es sind aber auch die Persönlichkeiten Jennys und des geheimnisvollen Bikers Darius Hellwig, der sich als begnadeter Schauspieler und Darsteller des Mephisto profiliert. Der ist immer zur Stelle, um Jenny mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wenn sie Hilfe braucht. Irgendetwas muss dieser Biker mit Jennys Vergangenheit zu tun haben, die Auflösung dieses Geheimnisses dürfte aber auch in den nächsten Bänden der Jenny & Ghizmo-Serie noch auf sich warten lassen.

Neue Perspektiven?

Ohnehin entsteht ein wenig der Eindruck, dass die ersten Bände der Serie eine Art Einstieg in die eigentliche Geschichte um Jenny, Hellwig, Ghizmo und seine vierbeinigen KollegInnen darstellt. Möglicherweise entwickelt sich die Serie in eine ganz andere Richtung, als anfänglich vermutet. Denn das rein kriminalistische Potenzial der ländlichen Region dürfte sich bald erschöpfen. Mit Jennys Klosterprojekt, das in diesem Buch beginnt interessante Formen anzunehmen, eröffnen sich allerdings neue Perspektiven. Und vielleicht ist es ja kein Zufall, dass bei der Untersuchung des Gebäudes gewisse esoterische Methoden ins Spiel kommen oder dass sich Jenny anlässlich des Todes des schwarzen Streuners im Traum auf den goldenen Steppen wiederfindet und von einer etwas unbeholfen erscheinenden Katze über die Vorteile des Bauchlüftens aufgeklärt wird (Leser der Jägermondserie wissen, worauf das anspielt).

Empfehlenswert

Wie den auch sei, Der Tag an dem die Katze kam, hat mich – obwohl immer noch ein spannendes, lesenswertes und vergnügliches Buch - in seiner Gesamtheit nicht ganz so überzeugen können, wie der erste Band. In jedem Fall aber hat Andrea Schacht vielversprechende neue Aspekte und Perspektiven ins Spiel gebracht. Und da auch das Geheimnis um den freundlichen Biker mit den vielen Mephisto-Gesichtern noch längst nicht gelüftet ist, macht der Tag an dem die Katze kam auf jeden Fall neugierig auf das nächste Buch der Reihe.

Andrea Schacht: Der Tag an dem die Katze kam. Jennys und Ghizmos zweiter Fall. LYX Egmont, 2016. Taschenbuch, 317 Seiten.

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