Donnerstag, 17. Dezember 2015

Uni Göttingen: Weniger Luchse in Nordhessen als angenommen

Ein Hessenluchs am Meißner,
aufgenommen im November 2015.
Foto: Gerhard Schuster
Presseinfo Uni Göttingen (pug). 
Seit einem Jahr erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Göttingen in Nordhessen eine kleine Teilpopulation des Eurasischen Luchses. Dazu haben sie in einem etwa 610 Quadratkilometer großen Areal südöstlich von Kassel an insgesamt 20 Standorten automatische Kameras, sogenannte Fotofallen, aufgestellt. 96 Aufnahmen von Luchsen sind den Forschern seither gelungen. Das zunächst für ein Jahr finanzierte Projekt wird nun mit 25.000 Euro von der Heinz Sielmann Stiftung weiter gefördert und kann dadurch in den kommenden drei Jahren fortgesetzt werden.

„Unsere Auswertungen haben ergeben, dass in den Wäldern südöstlich von Kassel mindestens sechs Luchse leben“, erklärt Dr. Markus Port, Leiter der Studie vom Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie der Universität Göttingen. In der Regel sind dieselben Tiere mehrfach in die Fotofallen getappt, wie die Wissenschaftler anhand der Fellmuster der Luchse herausgefunden haben. „Überrascht hat uns jedoch, dass die Luchse offenbar nicht im gesamten Untersuchungsgebiet verbreitet sind“, so Dr. Port. Damit ist das Verbreitungsgebiet der nordhessischen Teilpopulation kleiner als bislang angenommen. „Die Untersuchung zeigt, wie schnell man das Vorkommen der Luchse überschätzt und wie wichtig die Fortsetzung der Untersuchung ist. Denn nur so kann die Bestandssituation weiterverfolgt und die erhoffte weitere Ausbreitung erfasst werden“, erklärt Thomas Norgall vom Arbeitskreis Hessenluchs. Der Arbeitskreis wurde 2004 vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und vom Ökologischen Jagdverband (ÖJV) gegründet und stellt seit 2007 alle glaubwürdigen Feststellungen des Luchses im Auftrag des Landes Hessen zusammen.
 

Engeres Beobachtungsnetz geplant

Ein Luchs tappt
ebenfalls am Meißner
in eine der Fotofallen.
Mit den zur Verfügung gestellten Mitteln kann der Bestand der Kameras aufgestockt werden. „Die Unterstützung des Göttinger Luchsprojektes liegt uns besonders am Herzen, weil die Stiftung im Rahmen eines Naturschutz-Großprojektes Verantwortung für die biologische Vielfalt entlang des Grünen Bandes, das teilweise zum Gebiet des Luchsprojektes gehört, übernommen hat“, sagt Holger Belz von der Heinz Sielmann Stiftung. Die Göttinger Wissenschaftler arbeiten eng mit dem Arbeitskreis Hessenluchs, den örtlichen Forstämtern und dem „Luchsprojekt Harz“ zusammen. Neben der Heinz Sielmann Stiftung wird das Projekt von der Erika-Krauskopf-Stiftung in Kassel und dem Sachbereich Naturschutz des Servicezentrums „Forsteinrichtung und Naturschutz“ des Landesbetriebes Hessen Forst finanziert.




Ein Citizen Science-Projekt


Das Luchsprojekt ist als Citizen Science-Projekt konzipiert, das neben Schulen aus der Region, die Patenschaften für die Wildkameras übernehmen, auch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv in die Forschung einbindet. Interessierte können sich bei Dr. Port unter der Telefonnummer (0551) 39-10890 melden. Weitere Informationen sind auf der Projekt-Homepage unter www.luchs.uni-goettingen.de zu finden.

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