Mit Katzenfeuer
präsentiert die Schriftstellerin aus der Eifel den dritten Fall der
Katzendetektivin Jule, dessen Geschehnisse von der deutschen Vulkanlandschaft
bis in die Berge Afghanistans reichen.
Das Buch beginnt mit der Hochzeit des Bundewehrsoldaten
Peter mit Daniela. Und während der Leser viel über Lebenslauf, Hobbies und
Aussehen des Bolsdorfer Eingeborenen erfährt, bleiben die Informationen über
die Hintergründe der Braut – eine Auswärtige – eher spärlich. Bevor also die
eigentliche Protagonistin Jule, die Namensvetterin der Wirtzschen Katze ins
Spiel kommt, nimmt der Leser am dörflichen Leben der Zweibeiner Teil.
Katzenprotagonistin
zunächst nur Randerscheinung
Jule beobachtet das alles von einem ihrer
Lieblingsaussichtsplätze, um sich schließlich, des Trubels überdrüssig, ihren
eigenen Frühlingsgefühlen hinzugeben. Das Ergebnis, so die Aussage Jules: „In
dieser Nacht wurde ich schwanger.“
Noch einmal meldet sich Jule mit Katzengesprächen zur
Schwangerschaft zu Wort, nachdem ein handfester Ehestreit wegen der Versetzung
Peters nach Afghanistans in einer Versöhnung unter der Dusche endet. Dann dreht
sich erst einmal alles um das Leben Peters an seinem neuen Einsatzort und die
Entführung des Bolsdorfer Soldaten und frischgebackenen Ehemanns im Norden
Afghanistans.
Der Katzenkrimi
beginnt sich zu entwickeln
Die Rückkehr des Lesers – viele Seiten später - in die Welt
des Eifeldorfes ist überhaupt nicht beschaulich. Die Nachricht von Peters
Entführung schockt nicht nur seine Frau, sondern das ganze Dorf. Und während im
Hintergrund Diplomaten und Militärs um die Freilassung des Soldaten ringen,
beginnt in Bolsdorf ein Feuerteufel sein Unwesen zu treiben, der auch für Jule
einen Schicksalsschlag zur Folge hat. Mit dem Aufflammen der ersten Rundballen
auf einem abgelegenen Hof beginnt der eigentliche Kriminalfall, der mit Hilfe
Jules und der vereinten Dorfkatzenbevölkerung schließlich gelöst wird.
Der Roman im Roman
Keine Frage, Peters Auslandseinsatz und Entführung hat etwas
mit den Ereignissen im Dorf und letztendlich dem Fall zu tun. Die
vergleichsweise ausufernde, detail- und kenntnisreiche Beschreibung der
Afghanischen Geschehnisse verursacht bei jemandem, der eigentlich einen
Katzenkrimi lesen möchte, doch eine gewisse Irritation. Diese Geschichte
jedenfalls wäre durchaus einen eigenen Roman wert, dort hätte auch die vergleichsweise
recht ausführliche Lebensgeschichte Peters ihren Sinn gehabt. Als notwendige
Hintergrundinformation für diesen Katzenkrimi, hätte dieser Teil auf wenige
Seiten gepasst.
Katzenpräsenz wird
immer stärker
Je mehr sich die Story ihrem Ende nähert, desto mehr
entwickelt sie sich zu dem, was der Leser als Katzenkrimi gemeinhin kennt: eine
Geschichte, in der Katzen eine zentrale Rolle einnehmen und die Menschen lediglich
den Rahmen bilden, der überwiegend aus Katzensicht beschrieben wird. Manu
Wirtz’s Katzenkrimi ist in seiner Gesamtheit also ein wenig anders als der
Leser beispielsweise im – phasenweise durchaus passenden - Vergleich mit den
Felidae-Romanen erwartet. Das beginnt damit, dass die Handlungsstränge mit den
menschlichen Protagonisten detailliert vom Autor beschrieben werden, über die
Katzenaktivitäten Jule in Ich-Form berichtet: zwei Welten, zwei
Berichterstatter. Fast jedenfalls, denn Jule kennt sich offensichtlich bestens
in beiden Welten aus. Sie weiß um DNA-Analysen und andere High-Tech-Methoden,
wundert sich andererseits über den simplen Plastikschutzanzug des
Brandermittlers, den sie als „überstreifbaren Plastikmenschen“ bezeichnet,
während sie im nächsten Satz dem Leser erklärt, dass der Brandmeister seine
Digitalkamera (nicht etwa das merkwürdige Einauge) aus dem Auto holt. Ihren
Dosenöffner nennt Jule Jonas-oben-ohne-Fell, während sie den Kopfbewuchs anderer
Menschen problemlos als Haare identifiziert. Dabei sind übrigens gerade die
situationsbezogenen Bezeichnungen für ihre Menschen wirklich witzig und
originell, etwa wenn die aufgebrachte Dosine von Jule
„Mareike-den-Kochlöffel-wirft“ genannt wird.
Hat neugierig gemacht
So einiges ist in dieser etwas anders aufgebauten, deshalb
aber nicht etwa schlechten Geschichte ein wenig gewöhnungsbedürftig, vielleicht
sogar widersprüchlich. Ihre besonderen Romanstärken entwickelt die Autorin
dabei tatsächlich immer dann, wenn die Katzen aktiv werden. Da malt sie
eindrucksvolle Bilder in den Kopf der Leser, etwa wenn sie in der Dunkelheit
die Spur Verdächtiger aufnehmen oder beim großen Showdown am Ende. Da wird es
durchaus auch emotional, bis an der einen oder anderen Stelle die Tränen
fließen. Da produziert Manu Wirtz dann auch das Mitgefühl, dass sich bei den
fachlich kompetenten Darstellungen beispielsweise des Afghanistaneinsatzes aber
auch der psychischen Probleme Danielas nicht unbedingt einstellt.
Persönliche Anmerkung:
So richtig glücklich bin ich persönlich mit diesem Roman nicht geworden, von
der Lektüre abraten möchte ich dennoch nicht, denn er hat seine Stärken und
das, was ich subjektiv als Schwäche identifiziere, mag für andere gerade den besonderen
Reiz ausmachen. Eines hat die Lektüre von Katzenfeuer schon gebracht: sie hat
mich neugierig auf die anderen beiden Jule-Fälle gemacht, deren
Handlungsstränge möglicherweise nicht ganz so weit auseinanderliegen und in
denen möglicherweise mehr Katze Jule drin ist.
Manu Wirtz: Katzenfeuer. Samtpfote jagt Feuerteufel. Books on Demand 2012. Taschenbuch,144
Seiten.
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