Montag, 10. Dezember 2012

Katzenfeuer, ein Katzenkrimi von Manu Wirtz



Mit Katzenfeuer präsentiert die Schriftstellerin aus der Eifel den dritten Fall der Katzendetektivin Jule, dessen Geschehnisse von der deutschen Vulkanlandschaft bis in die Berge Afghanistans reichen.
Das Buch beginnt mit der Hochzeit des Bundewehrsoldaten Peter mit Daniela. Und während der Leser viel über Lebenslauf, Hobbies und Aussehen des Bolsdorfer Eingeborenen erfährt, bleiben die Informationen über die Hintergründe der Braut – eine Auswärtige – eher spärlich. Bevor also die eigentliche Protagonistin Jule, die Namensvetterin der Wirtzschen Katze ins Spiel kommt, nimmt der Leser am dörflichen Leben der Zweibeiner Teil.

Katzenprotagonistin zunächst nur Randerscheinung

Jule beobachtet das alles von einem ihrer Lieblingsaussichtsplätze, um sich schließlich, des Trubels überdrüssig, ihren eigenen Frühlingsgefühlen hinzugeben. Das Ergebnis, so die Aussage Jules: „In dieser Nacht wurde ich schwanger.“
Noch einmal meldet sich Jule mit Katzengesprächen zur Schwangerschaft zu Wort, nachdem ein handfester Ehestreit wegen der Versetzung Peters nach Afghanistans in einer Versöhnung unter der Dusche endet. Dann dreht sich erst einmal alles um das Leben Peters an seinem neuen Einsatzort und die Entführung des Bolsdorfer Soldaten und frischgebackenen Ehemanns im Norden Afghanistans.

Der Katzenkrimi beginnt sich zu entwickeln

Die Rückkehr des Lesers – viele Seiten später - in die Welt des Eifeldorfes ist überhaupt nicht beschaulich. Die Nachricht von Peters Entführung schockt nicht nur seine Frau, sondern das ganze Dorf. Und während im Hintergrund Diplomaten und Militärs um die Freilassung des Soldaten ringen, beginnt in Bolsdorf ein Feuerteufel sein Unwesen zu treiben, der auch für Jule einen Schicksalsschlag zur Folge hat. Mit dem Aufflammen der ersten Rundballen auf einem abgelegenen Hof beginnt der eigentliche Kriminalfall, der mit Hilfe Jules und der vereinten Dorfkatzenbevölkerung schließlich gelöst wird.

Der Roman im Roman

Keine Frage, Peters Auslandseinsatz und Entführung hat etwas mit den Ereignissen im Dorf und letztendlich dem Fall zu tun. Die vergleichsweise ausufernde, detail- und kenntnisreiche Beschreibung der Afghanischen Geschehnisse verursacht bei jemandem, der eigentlich einen Katzenkrimi lesen möchte, doch eine gewisse Irritation. Diese Geschichte jedenfalls wäre durchaus einen eigenen Roman wert, dort hätte auch die vergleichsweise recht ausführliche Lebensgeschichte Peters ihren Sinn gehabt. Als notwendige Hintergrundinformation für diesen Katzenkrimi, hätte dieser Teil auf wenige Seiten gepasst.

Katzenpräsenz wird immer stärker

Je mehr sich die Story ihrem Ende nähert, desto mehr entwickelt sie sich zu dem, was der Leser als Katzenkrimi gemeinhin kennt: eine Geschichte, in der Katzen eine zentrale Rolle einnehmen und die Menschen lediglich den Rahmen bilden, der überwiegend aus Katzensicht beschrieben wird. Manu Wirtz’s Katzenkrimi ist in seiner Gesamtheit also ein wenig anders als der Leser beispielsweise im – phasenweise durchaus passenden - Vergleich mit den Felidae-Romanen erwartet. Das beginnt damit, dass die Handlungsstränge mit den menschlichen Protagonisten detailliert vom Autor beschrieben werden, über die Katzenaktivitäten Jule in Ich-Form berichtet: zwei Welten, zwei Berichterstatter. Fast jedenfalls, denn Jule kennt sich offensichtlich bestens in beiden Welten aus. Sie weiß um DNA-Analysen und andere High-Tech-Methoden, wundert sich andererseits über den simplen Plastikschutzanzug des Brandermittlers, den sie als „überstreifbaren Plastikmenschen“ bezeichnet, während sie im nächsten Satz dem Leser erklärt, dass der Brandmeister seine Digitalkamera (nicht etwa das merkwürdige Einauge) aus dem Auto holt. Ihren Dosenöffner nennt Jule Jonas-oben-ohne-Fell, während sie den Kopfbewuchs anderer Menschen problemlos als Haare identifiziert. Dabei sind übrigens gerade die situationsbezogenen Bezeichnungen für ihre Menschen wirklich witzig und originell, etwa wenn die aufgebrachte Dosine von Jule „Mareike-den-Kochlöffel-wirft“ genannt wird.

Hat neugierig gemacht

So einiges ist in dieser etwas anders aufgebauten, deshalb aber nicht etwa schlechten Geschichte ein wenig gewöhnungsbedürftig, vielleicht sogar widersprüchlich. Ihre besonderen Romanstärken entwickelt die Autorin dabei tatsächlich immer dann, wenn die Katzen aktiv werden. Da malt sie eindrucksvolle Bilder in den Kopf der Leser, etwa wenn sie in der Dunkelheit die Spur Verdächtiger aufnehmen oder beim großen Showdown am Ende. Da wird es durchaus auch emotional, bis an der einen oder anderen Stelle die Tränen fließen. Da produziert Manu Wirtz dann auch das Mitgefühl, dass sich bei den fachlich kompetenten Darstellungen beispielsweise des Afghanistaneinsatzes aber auch der psychischen Probleme Danielas nicht unbedingt einstellt.

Persönliche Anmerkung: So richtig glücklich bin ich persönlich mit diesem Roman nicht geworden, von der Lektüre abraten möchte ich dennoch nicht, denn er hat seine Stärken und das, was ich subjektiv als Schwäche identifiziere, mag für andere gerade den besonderen Reiz ausmachen. Eines hat die Lektüre von Katzenfeuer schon gebracht: sie hat mich neugierig auf die anderen beiden Jule-Fälle gemacht, deren Handlungsstränge möglicherweise nicht ganz so weit auseinanderliegen und in denen möglicherweise mehr Katze Jule drin ist.
Manu Wirtz: Katzenfeuer. Samtpfote jagt Feuerteufel. Books on Demand 2012. Taschenbuch,144 Seiten.

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