Sally im Gespräch mit Max Schneider
Für das Magazin katzen-kultur möchte ich mich im persönlichen Gespräch der
Persönlichkeit des Max Schneider nähern, der
– wie Sie, liebe Leser, sehen werden – trotz seiner Berühmtheit ganz
bodenständig und bescheiden (für einen Kater!) geblieben ist – die regelmäßige
Versorgung mit Wurstpaketen vorausgesetzt.
Sally: Hallo Max, man kennt Dich in der
Öffentlichkeit als Genusskater, nicht zuletzt wegen Deiner engen Beziehung zu
Wurstpaketen, Fleischereien und Wurstkoffern. Dabei bist Du ja alles andere als
ein Müßiggänger. Kater Egon hat zumindest lobend darauf hingewiesen, dass Du
Dich im Haushalt nützlich machst und ihm damit den Rücken für seine
philosophischen und kulturellen Aktivitäten freihältst. Was genau sind denn nun Deine Aufgaben?
Max: Ich bin Hausfrau. Als solche wird
man ja – wie die Blindschleiche auch – gemeinhin mit dem Modalpartikel „nur“
genannt. Es ist ein Beruf wie jeder andere und sollte mehr anerkannt werden.
Für das, was man tagtäglich tut, erwartet man ja kein großes Dankeschön, aber
eine Wurst ist eine schöne Geste. Die Leute sehen nur, was ich esse. Sie
denken, der Max, der ernährt sich von Nektar und Ambrosia, aber so ist es ja
auch nicht. Ich versichere, dass ich noch nie Nektar und Ambrosia im
Kühlschrank hatte, und auch einen Wurstkoffer habe ich bei weitem nicht jede
Woche.
Dabei ist
man ja kein Perpetuum mobile. Mir fällt es auch nicht immer leicht, nach
durchzechter Nacht frühmorgens aufzustehen und mit pelziger Zunge gleich Socken
in den Mund zu nehmen. Es sind zu viele Socken. Jeder Ökonom weiß: Lagerfläche
kostet Geld. Ich verwalte nämlich auch unsere Finanzen; das mache ich mehr so
unter der Hand. Ich sehe die Kontoauszüge durch und ermittle Einsparpotentiale.
Aber das würde jetzt zu weit führen.
Sally:
ääähem, kannst Du nochmal zurück zu
Deinen Haushaltsaktivitäten kommen?
Sicher,
sicher. . . . .Man hat also die Socken verräumt, dann kommt man ins Wohnzimmer,
da ist alles schon wieder wie vorher, dabei hatte man doch erst das Sofa in
saurer Arbeit eingehaart. Also wieder von vorn. Dann sitzen im Flur die Motten
an der Wand, da springt man und macht.... Inzwischen ist Egon aufgestanden und
sieht nicht ein, warum er sich auf der Toilette hinsetzen soll, und dann läuft
alles daneben. Ich bin der einzige, der daran denkt, da mal Streu drüberzuscharren.
Es ist ein Fass ohne Boden.
Dann wollen
ja auch die Mahlzeiten eingehalten werden; dann muss noch das Rindfleisch unter
die Bettdecke, und das war schon wieder der Tag. Ich falle abends todmüde auf
den Feudel. Wenn ich es in meiner Freizeit ein-, zweimal pro Woche in die
Kneipe zum Widerstandsstammtisch schaffe, bin ich froh.
-Zurück zur
Wurst. Ich esse gerne Wurst. Ohne Wurst kein Max. Man könnte es auch so
ausdrücken: In der einen Waagschale liegen die Würste, in der anderen, und das
muss man auch sehen, die Robinson-Socken.
Sally: Da hast Du ja eine Menge Verantwortung
übernommen und das, obwohl das Verhältnis zwischen Dir und Egon am Anfang ja
doch recht gespannt gewesen ist – oder hattest Du damals eine andere
Einstellung zum Zusammenleben als Kater Egon und wie hast Du eigentlich seine –
nun, sagen wir – Feindseligkeit erlebt, war Dir eigentlich bewusst, wie er
leidet?
Max: Höre ich da einen Vorwurf heraus?
Ich war damals noch klein und arglos. Ich musste mit meinen 6 Monaten aus dem Haus.
Im Vorfeld hatte ich mich über die Norwegische Waldkatze informiert. Man will
ja wissen, zu wem man kommt. Es hieß, die Norwegische Waldkatze sei für
gewöhnlich gesellig, von freundlichem Wesen und akzeptiere auch andere Katzen
problemlos in ihrer Wohnung.
Ich hatte
mir in Egon die Vaterfigur erhofft, die ich nie hatte, und traf am 20. Februar
2006 auf einen wunderlichen Kauz, der von da an für ein halbes Jahr das
Schnurren komplett einstellen sollte. Nanu, dachte ich. Er reagierte auch sehr schnell
pikiert. In meinen Augen ist es ganz natürlich, dem anderen den Napf
wegzuziehen. Egon musste erst lernen zu teilen. Das fiel ihm schwer. Ich bin
nun mal der schnellere, und er guckt in die Röhre.
Aber Namen
sind alles andere als zufällig. So steckt in „Egon“ bezeichnenderweise Ego, „Max“ hingegen kommt von Maximus oder Maximum. Mir ging mit dieser Erkenntnis ein Licht auf, und ich
wusste, dass ich mich in dieser Situation als der Größere, Reifere um Gleichmut
würde bemühen, über den Dingen würde stehen müssen. Es war der richtige Weg,
obwohl es mich oft hart ankam. Noch heute achte ich darauf, dass sich Egon bei
Kämpfen als der Überlegene erlebt.
Sally: und klappt das mit dem „über den Dingen
stehen“? Unter den Bedingungen, die Du hier schilderst, muss das doch ein
immenser psychischer Druck sein, mit dem Du da zurecht kommen musst.
Max: . . . Was
sich noch nicht gebessert hat, ist das mit dem Stimmenhören, das damals anfing.
Ich will ganz offen darüber reden: Ich höre immer wieder dieselbe Stimme, die,
wie es scheint, von außerhalb kommt und mir weismachen will, es sei genug für
alle da. Am Ende glaubt man es noch selbst. Wenn das mit den akustischen
Halluzinationen nicht aufhört, scheue ich mich nicht, einen Spezialisten
hinzuzuziehen. Man kann heute so etwas medikamentös sehr gut in den Griff kriegen,
zumal es bei mir ja in einem Stadium ist, wo ich die Stimmen selbst noch als
unwirklich einordne.
Sally: Inzwischen seid ihr ja ein recht gutes Team
und eine gegenseitige – wenn auch sorgfältig heruntergespielte – Wertschätzung
ist ja durchaus vorhanden. Wie hat sich das denn entwickelt?
Max: Zuerst war ich mit allem völlig
überfordert. Ich steckte ja damals mitten in der Ausbildung zum Sockenfachwirt,
dazu noch die angespannte private Situation. Ich hatte manchmal nicht mehr die
Kraft zum Darüberstehen und hatte schon mehrmals an Trennung gedacht. Als ich
begann, heimlich zur Flasche zu greifen und mich beinahe jede Nacht vor dem
Kühlschrank wiederfand, zog ich die Reißleine. Egon und ich suchten gemeinsam eine
Beratungsstelle auf und können jetzt unser Miteinander konstruktiver gestalten.
Egon und ich ergänzen uns in all unseren Gegensätzen. Es ist auch wichtig, dass
man Dinge nicht für selbstverständlich nimmt, zum Beispiel das Geputztwerden,
wo man selbst nicht hinkommt.
Auch
versuche ich, die Schwächen des anderen zu tolerieren. Wenn Egon aus dem
Konzept gerät, weil ich eben beim Fotografieren gern mit auf dem Bild bin, dann
lebe ich damit. Umgekehrt lasse ich mich nicht beirren, wenn Mama mich
streichelt und Egon nicht anders kann, als die ganze Zeit hinzustarren.
Sally: Und gab es da ein spezielles Ereignis, dass
euch einander näher brachte?
Als wir dann
das erste Mal zusammen zum Tierarzt mussten – ich weiß noch, es ging um
Zahnsteinentfernung -, war das ein einschneidendes Erlebnis. Jeder, der so
etwas einmal mit einem Nahestehenden durchgemacht hat, weiß, wie sehr einen das
zusammenschweißt.
Heute trinke
ich niemals mehr allein und würde jedem in einer ähnlichen Lage raten: Machen
Sie das bloß nicht! Der Alkohol löst die Probleme nicht. Er vertuscht sie nur,
man wird nur stumpfer, und schließlich vernachlässigt man sein Fell und hat in
allen Socken Löcher.
Sally: Kater Egon redet im Moment ja mal wieder
nur von seinen Auswanderungsabsichten und inzwischen auch von einem
Schiffskaterjob. Was meinst Du dazu, wie ernst muss man das nehmen und hast Du
schon mal mit dem Gedanken gespielt, ihn zu begleiten? Möglicherweise braucht
er dich ja genauso, wie Du ihn.
Max: Mitkommen? Das geht nicht. Ich
kann hier nicht weg. Was soll denn aus allem werden, was wird aus den
Fleischstückchen, die noch überall versteckt liegen? Ausgeschlossen. Das Rad
dreht sich ja hier weiter; es ist nicht auszudenken: Ich mit Egon in der Tundra
unterwegs, und daheim stapelt sich die Wäsche… Heimat ist da, wo dein Napf steht.
So habe ich es gelernt.
Ich glaube
nicht, dass Egon es wahrmacht. Er ist mehr der Theoretiker und bei der
Erfüllung seiner praktischen Bedürfnisse auf andere angewiesen. Sein Fell filzt
sehr leicht, und er könnte ja nicht alle vierzehn Tage nur zum Kämmen und
Zähneputzen anreisen. Er braucht auch jemanden, der ihn öfter mal in den Arm nimmt und den er in die
Nase beißen kann.
Ich denke
auch nicht, dass Norwegen Egon nimmt. Die behördlichen Einwanderungshürden sind
zwar nicht sehr hoch, aber es würde schwer für Egon, etwas zum Gemeinwesen
beizutragen, zumal er sich nicht gerade durch die deutschen Tugenden
auszeichnet. Ich weiß nicht, wie einer aus dem Schlafbeutel heraus einen
zweijährigen Integrationskurs absolvieren, geschweige denn etwas zum
Bruttosozialprodukt beitragen will.
Sally: Du giltst als glühender Verehrer von
Matrosenchören. Woher kommt das eigentlich, hat das etwas mit Deiner uns noch
völlig unbekannten Vor-Egon-Vergangenheit zu tun?
Max: Hier bin ich überfragt. Guttaring
hat, soweit ich weiß, keinen Hafen. Es war einfach in mir, dieses Gefühl, als
ich zum ersten Mal den Männerchor der Schwarzmeerflotte singen hörte. Diese
tiefen, sonoren Stimmen! Alles in mir vibrierte. Ich saß vor dem Fernseher und
wiegte mich mit halbgeschlossenen Augen hin und her. Ich kann das Gefühl gar
nicht beschreiben. Es ist ein wunderbares Gefühl. Woher es kommt, weiß ich
nicht. Vielleicht lasse ich einmal unter Hypnose eine Rückführung machen.
Leider
besitze ich selbst kein Album. Mama erlaubt es nicht.
Sally: Wenn Du so auf Matrosenchöre stehst, hast
Du schon einmal daran gedacht, einen Schiffskatzenchor ins Leben zu rufen und
damit auf Tournee zu gehen? Wenn ich an Odini denke, dann scheint Dir das
Showbizz doch zu liegen.
Max: Ich trete mit dem großen Odini
nicht mehr auf. Odini wollte mich zwingen, einen blauen Glitzerbikini
anzuziehen. Ich habe gesagt, der Bikini oder ich! Jetzt hat er eben keinen
Assistenten.
Man darf
sich im Leben nicht verbiegen, wenn man etwas für grundfalsch hält.
Ein
Schiffskatzenchor – das wäre nicht dasselbe wie ein Matrosenchor. Ich will mal
so sagen: Würde man zum Beispiel den gesamten Männerchor der Schwarzmeerflotte
kastrieren lassen, dann wäre der Reiz irgendwie weg.
Ich bin ja
auch ausgelastet mit Flatulenzia,
unserem sehr erfolgreichen Ensemble. Meine Bläser möchte ich an dieser Stelle
nicht unerwähnt lassen: Herr Stimpy Krieg am Horn, Herr Moppi der Liebe, unser
Tubist, und seit kurzem die hoffnungsvollen Jungflatulenten Tommy und Micky
Geng. Es ist nicht das gleiche wie ein Matrosenchor, doch gibt jedes Instrument
der Musik einen eigenen, unverkennbaren Charakter mit. Ohne permanentes Üben
geht natürlich gar nichts. Auch beim Flatulieren erfassen einen Vibrationen, aber
es kommt an das Gefühl, das ich damals empfand, nicht heran.
Sally: Vielen Dank für das schöne Gespräch.
Max: Du hast mich gar nicht gefragt, ob
ich je ans Modeln gedacht habe
Sally: . . . . oh Mann, Kater . . . hatte ich
bodenständig und bescheiden gesagt?
Endlich ist das seit langem erwartete Interview von der Journalistenkatze Sally mit Max Schneider erschienen. Danke, liebe Sally, du konntest dem Max Geheimnisse entlocken, die selbst ich als tägliche Besucherin seiner Facebookseite noch nicht ahnte! Da tuen sich noch ganz neue Seiten auf an Max, dem Hausfrauenkater. Gönnen wir ihm von Herzen seine tägliche Wurst!
AntwortenLöschenLiebes Mäxchen,
AntwortenLöschenherzlichen Dank für Dein tolles Interview welches Du mit Sally geführt hast. Ich musste viel darüber schmunzeln ;-)
Liebe Grüße
Angela
ist ja niedlich! (: Ich liebe Katzen *-* & shcöner Blog!
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