Es ist der erste iCats-Krimi der
Autorin Kerstin Fielstedde. Und er ist hervorragend gelungen. Das
liegt nicht nur an den verrückten kätzischen Akteuren sondern auch
an den anderen tierischen Mit- und Gegenstreitern auf deren
Charaktere, Eigenschaften und Fähigkeiten ein Autor erst einmal
kommen muss.
Gleich in der ersten Szene, dem Kampf
der Katzenagentin Indy mit einer ganzen Rattenarmee, wird dem Leser
klar, dass er es mit einer Gesellschaft außergewöhnlicher Tiere zu
tun hat. Die Agentin des KGB (Katzengeheimbund) nutzt nicht nur die
katzentypischen Waffen, sondern auch jede Art von Büroutensilien,
vom Bleistift über Locher bis hin zu Aktenordnern oder Kaffeetassen,
um sich die Nagerhorde vom Pelz zu halten. Dennoch hat sie keine
Chance, wird von den Ratten überwältigt und verschleppt. Emsig
machen sie sich daran, den Ort des Geschehens von den Spuren der
tierischen Schlacht zu säubern, zerstörte Architekturmodelle zu
reparieren und den Raum so wiederherzustellen, dass nichts mehr an
den Kampf erinnerte. Dass der Kriegsschauplatz in einem Büro des
Finanzministeriums für Liegenschaften und Prachtbauten (FLoP)
stattfand war übrigens kein Zufall.
Gesellschaft der außergewöhnlichen
Gentletiere
Im FloP war Indy nämlich den
Machenschaften eines gewissen Prof. Sumo, seines Zeichens
Riesenmaulwurf, auf die Spur gekommen. Machenschaften mit diversen
Bauprojekten, darunter dem Berliner Flughafen oder Stuttgart 21 zu
tun hatten. Und so musste sie im Auftrag des Unterweltbosses zum
Schweigen gebracht werden. Aber Prof. SumoSumo hatte die Rechnung
ohne Indys gehandicapten Bruder Ian gemacht. Der stellt eine
Rettungsmannschaft zusammen und begibt sich mit dem wohl
merkwürdigsten Team, das sich eine Katzenkrimiautorin je ausgedacht
hat, auf Rettungsmission. Und so taucht der Leser in eine Welt ein,
in der ein Schoßhündchen als Geheimdienstboss arbeitet, eine Ratte
Sprengstoffspezialist ist, halbe Regenwürmer und kleine Vögel im
unterirdischen Labyrinth Sumos zu Höchstleistungen auflaufen.
Phantastische Literatur
Ja, die Figuren sind total überzogen
aber genau das macht das Buch so lesenswert. Und wer sich darauf
einlässt, hat richtig Spaß, zumal jeder einzelne Charakter humorig
beschrieben mit seinen Macken außerordentlich liebenswert und
überzeugend ist. Trotz des phantastischen Charakters der Geschichte
verarbeitet die Autorin reale Hintergründe, wie die oben erwähnten
Bauskandale. Dass Ratten mit Sprengstoff umgehen können, mag man ja
bezweifeln, tatsächlich werden dressierte Ratten aber beispielsweise
in Afghanistan zum Minensuchen eingesetzt. Den Bruder des
Teammitglieds Xplode hat es dabei erwischt. Und dann sind da noch die
Berliner Schauplätze, die der halbwegs ortskundige Leser schnell
wiedererkennt.
Lust auf mehr
„KamiKatze“ ist ein sehr
origineller, neben den humorig-unterhaltsamen Aspekten auch richtig
spannender Agententhriller. Schön auch, dass die Figuren dem Leser
im Laufe der Geschichte immer mal wieder etwas neues von sich preis
geben. Dadurch gewinnen sie an Tiefe und Vielschichtigkeit, die für
die folgenden Romane hoffen lassen. Denn Fielstedde lässt
geschickter Weise am Ende nicht nur die eine oder andere Frage offen,
auch der eigentliche Fall ist noch längst nicht wirklich geklärt,
der Gegner noch lange nicht zur Strecke gebracht.
Kerstin Fielstedde: KamiKatze.
Emons 2018. Taschenbuch 256 Seiten
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