Mittwoch, 18. April 2018

KamiKatze

Es ist der erste iCats-Krimi der Autorin Kerstin Fielstedde. Und er ist hervorragend gelungen. Das liegt nicht nur an den verrückten kätzischen Akteuren sondern auch an den anderen tierischen Mit- und Gegenstreitern auf deren Charaktere, Eigenschaften und Fähigkeiten ein Autor erst einmal kommen muss.


Gleich in der ersten Szene, dem Kampf der Katzenagentin Indy mit einer ganzen Rattenarmee, wird dem Leser klar, dass er es mit einer Gesellschaft außergewöhnlicher Tiere zu tun hat. Die Agentin des KGB (Katzengeheimbund) nutzt nicht nur die katzentypischen Waffen, sondern auch jede Art von Büroutensilien, vom Bleistift über Locher bis hin zu Aktenordnern oder Kaffeetassen, um sich die Nagerhorde vom Pelz zu halten. Dennoch hat sie keine Chance, wird von den Ratten überwältigt und verschleppt. Emsig machen sie sich daran, den Ort des Geschehens von den Spuren der tierischen Schlacht zu säubern, zerstörte Architekturmodelle zu reparieren und den Raum so wiederherzustellen, dass nichts mehr an den Kampf erinnerte. Dass der Kriegsschauplatz in einem Büro des Finanzministeriums für Liegenschaften und Prachtbauten (FLoP) stattfand war übrigens kein Zufall.

Gesellschaft der außergewöhnlichen Gentletiere

Im FloP war Indy nämlich den Machenschaften eines gewissen Prof. Sumo, seines Zeichens Riesenmaulwurf, auf die Spur gekommen. Machenschaften mit diversen Bauprojekten, darunter dem Berliner Flughafen oder Stuttgart 21 zu tun hatten. Und so musste sie im Auftrag des Unterweltbosses zum Schweigen gebracht werden. Aber Prof. SumoSumo hatte die Rechnung ohne Indys gehandicapten Bruder Ian gemacht. Der stellt eine Rettungsmannschaft zusammen und begibt sich mit dem wohl merkwürdigsten Team, das sich eine Katzenkrimiautorin je ausgedacht hat, auf Rettungsmission. Und so taucht der Leser in eine Welt ein, in der ein Schoßhündchen als Geheimdienstboss arbeitet, eine Ratte Sprengstoffspezialist ist, halbe Regenwürmer und kleine Vögel im unterirdischen Labyrinth Sumos zu Höchstleistungen auflaufen.

Phantastische Literatur

Ja, die Figuren sind total überzogen aber genau das macht das Buch so lesenswert. Und wer sich darauf einlässt, hat richtig Spaß, zumal jeder einzelne Charakter humorig beschrieben mit seinen Macken außerordentlich liebenswert und überzeugend ist. Trotz des phantastischen Charakters der Geschichte verarbeitet die Autorin reale Hintergründe, wie die oben erwähnten Bauskandale. Dass Ratten mit Sprengstoff umgehen können, mag man ja bezweifeln, tatsächlich werden dressierte Ratten aber beispielsweise in Afghanistan zum Minensuchen eingesetzt. Den Bruder des Teammitglieds Xplode hat es dabei erwischt. Und dann sind da noch die Berliner Schauplätze, die der halbwegs ortskundige Leser schnell wiedererkennt.

Lust auf mehr

„KamiKatze“ ist ein sehr origineller, neben den humorig-unterhaltsamen Aspekten auch richtig spannender Agententhriller. Schön auch, dass die Figuren dem Leser im Laufe der Geschichte immer mal wieder etwas neues von sich preis geben. Dadurch gewinnen sie an Tiefe und Vielschichtigkeit, die für die folgenden Romane hoffen lassen. Denn Fielstedde lässt geschickter Weise am Ende nicht nur die eine oder andere Frage offen, auch der eigentliche Fall ist noch längst nicht wirklich geklärt, der Gegner noch lange nicht zur Strecke gebracht.

Kerstin Fielstedde: KamiKatze. Emons 2018. Taschenbuch 256 Seiten

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen