Mittwoch, 30. Dezember 2015

Alte Katzen



Mit dem Titel Alte Katzen, vergessliche Königinnen und taube Helden hat die Filmemacherin und Fotografin Meike Birck ein ungewöhnliches Buch publiziert. 31 Katzenbiografien vermitteln dem Leser ein Gefühl für die Lebensphase der Samtpfoten, in denen sie und ihre zweibeinigen Bezugspersonen wohl am tiefsten miteinander verbunden sind.


Mehr als zwei Jahre hat Meike Birk an dem Buch gearbeitet, ihre Protagonisten aufgesucht, fotografiert und sich ihre Geschichte von den Menschen erzählen lassen. Herausgekommen sind die Portraits eindrucksvoller Katzenpersönlichkeiten mit ihren Eigenarten, Ritualen, ausgeprägten Charakteren. Manchmal erscheinen die Darstellungen der Katzenhalter ein wenig spartanisch, dafür sind die dazugehörigen Fotos meist umso ausdrucksstärker. Den Katzenwesen steht ihre Lebenserfahrung ins Gesicht geschrieben. Abgeklärt, souverän schauen sie in die Kamera, lassen sich kaum stören, auch nicht übrigens von den Wehwehchen, die das zunehmende Alter auch bei Katzen mit sich bringt. Und so unterschiedlich die Charaktere, die individuellen Schicksale und die mentalen Befindlichkeiten auch sind, etwas haben die alten vierbeinigen Herrschaften gemeinsam: Gelassenheit, Würde und ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Nähe zu ihrer Bezugsperson.

Eine Liebeserklärung

Wenn Meike Birck die Menschen der vergesslichen Königinnen und tauben Helden zu Wort kommen lässt, dann in recht unterschiedlicher Form. Mal antworten die Interviewten auf eine Reihe von Fragen, mal erzählen sie ihre Geschichte in eigenen, moderat lektorierten Worten, mal beschreiben die Familienmitglieder ihren vierbeinigen Hausgenossen aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven. Dazwischen Gespräche mit Tierschützern, Engagierten und einem Tierarzt über Vertrauen, Freiheit, Würde. Jeder vorgestellten Katze hat die Autorin noch ein vom Münchner Tierarzt Dr. Siegfried Graf herausgesuchtes Zitat oder Gedicht gewidmet, insgesamt also viel Stoff zum Nachdenken. Vielleicht erscheint die eigene, bereits ältere Samtpfote nach der Lektüre dieses Buches in einem anderen Licht, werden die Marotten verständlicher, die Einzigartigkeit und Schönheit der Beziehung klarer. Mit der Vorstellung des wechselvollen Lebens ihres 17 jährigen Katers Muck jedenfalls hat die Autorin eine außerordentlich gelungene Schlussgeschichte geschrieben, deren letzten Absatz ich meinen Lesern nicht vorenthalten möchte: „Ich sehe ihn an und schaue seinen ruhigen Atemzügen zu, dem Zittern einer träumenden Pfote, betrachte lange sein schmales Gesicht und das weiß-durchsetzte Fell, das immer noch weich ist und glänzt. Wie zart und schön er ist!“

Empfehlenswert

Alte Katzen ist zweifellos ein außergewöhnliches Buch. Sehr schade, dass eine Reihe von auffälligen Trennfehlern und fehlenden Wörtern (beispielsweise wird nach Sch nun mal nicht getrennt) den Lesefluss gelegentlich ins Stocken geraten lassen. Trotzdem ein schönes und empfehlenswertes Buch für Katzenliebhaber.

Meike Birck: Alte Katzen. Vergessliche Königinnen und taube Helden. FRED & OTTO 2015/16. Gebunden mit Schutzumschlag 135 Seiten.

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