Mit dem
Titel Alte Katzen, vergessliche
Königinnen und taube Helden hat die Filmemacherin und Fotografin Meike
Birck ein ungewöhnliches Buch publiziert. 31 Katzenbiografien vermitteln dem
Leser ein Gefühl für die Lebensphase der Samtpfoten, in denen sie und ihre
zweibeinigen Bezugspersonen wohl am tiefsten miteinander verbunden sind.
Mehr als
zwei Jahre hat Meike Birk an dem Buch gearbeitet, ihre Protagonisten
aufgesucht, fotografiert und sich ihre Geschichte von den Menschen erzählen
lassen. Herausgekommen sind die Portraits eindrucksvoller
Katzenpersönlichkeiten mit ihren Eigenarten, Ritualen, ausgeprägten Charakteren.
Manchmal erscheinen die Darstellungen der Katzenhalter ein wenig spartanisch, dafür
sind die dazugehörigen Fotos meist umso ausdrucksstärker. Den Katzenwesen steht
ihre Lebenserfahrung ins Gesicht geschrieben. Abgeklärt, souverän schauen sie
in die Kamera, lassen sich kaum stören, auch nicht übrigens von den Wehwehchen,
die das zunehmende Alter auch bei Katzen mit sich bringt. Und so unterschiedlich
die Charaktere, die individuellen Schicksale und die mentalen Befindlichkeiten auch
sind, etwas haben die alten vierbeinigen Herrschaften gemeinsam: Gelassenheit,
Würde und ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Nähe zu ihrer Bezugsperson.
Eine Liebeserklärung
Wenn Meike
Birck die Menschen der vergesslichen Königinnen und tauben Helden zu Wort
kommen lässt, dann in recht unterschiedlicher Form. Mal antworten die
Interviewten auf eine Reihe von Fragen, mal erzählen sie ihre Geschichte in
eigenen, moderat lektorierten Worten, mal beschreiben die Familienmitglieder
ihren vierbeinigen Hausgenossen aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven.
Dazwischen Gespräche mit Tierschützern, Engagierten und einem Tierarzt über
Vertrauen, Freiheit, Würde. Jeder vorgestellten Katze hat die Autorin noch ein
vom Münchner Tierarzt Dr. Siegfried Graf herausgesuchtes Zitat oder Gedicht
gewidmet, insgesamt also viel Stoff zum Nachdenken. Vielleicht erscheint die
eigene, bereits ältere Samtpfote nach der Lektüre dieses Buches in einem
anderen Licht, werden die Marotten verständlicher, die Einzigartigkeit und Schönheit
der Beziehung klarer. Mit der Vorstellung des wechselvollen Lebens ihres 17 jährigen
Katers Muck jedenfalls hat die Autorin eine außerordentlich gelungene Schlussgeschichte
geschrieben, deren letzten Absatz ich meinen Lesern nicht vorenthalten möchte: „Ich sehe ihn an und schaue seinen ruhigen
Atemzügen zu, dem Zittern einer träumenden Pfote, betrachte lange sein schmales
Gesicht und das weiß-durchsetzte Fell, das immer noch weich ist und glänzt. Wie
zart und schön er ist!“
Empfehlenswert
Alte Katzen
ist zweifellos ein außergewöhnliches Buch. Sehr schade, dass eine Reihe von auffälligen
Trennfehlern und fehlenden Wörtern (beispielsweise wird nach Sch nun mal nicht
getrennt) den Lesefluss gelegentlich ins Stocken geraten lassen. Trotzdem ein
schönes und empfehlenswertes Buch für Katzenliebhaber.
Meike
Birck: Alte Katzen. Vergessliche Königinnen und taube Helden. FRED & OTTO 2015/16. Gebunden mit
Schutzumschlag 135 Seiten.
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