Dienstag, 22. November 2016

Othello & Giovanni – der große Katzenraub

Othello und Giovanni, die Katzenzwillingsbrüder führen ein auskömmliches Leben bei den Löwenbergs am Rande einer Stadt. Gemütliches Dösen im Garten oder am Feld, kleine Jagdausflüge in die Umgebung, Plaudereien mit den kätzischen Nachbarn und natürlich eine liebevolle Versorgung und gemütliche warme Plätze im Hause der Zweibeiner bilden die heile Welt des liebenswürdigen Bruderpaares. Mit dem Auftauchen des verrückten Wissenschaftlers Dr. Waldemar Wummering ist es aber erst einmal vorbei mit dem idyllischen Landleben.


Wummering hat sich nämlich vorgenommen, das Sieben-Leben-Gen zu entwickeln. Dafür braucht er 100 Katzen, die er nach und nach in der Gegend einfängt und zur baldigen Verarbeitung in seinem Labor in einem abgelegenen Haus hinter dem Wald gefangen hält. Es kommt, wie es kommen muss, eines Tages verschwindet auch Othello, der abenteuerlustige Bruder des etwas fülligen und bequemen Giovanni. Niemand im Ort hatte ihn gesehen und so entschließt sich Giovanni, seinen Bruder zu suchen und über „die große Grenze“ zu gehen. Auf seinem Weg merkt er nicht nur, wie ungemütlich und beschwerlich so eine Expedition für einen etwas behäbigen Kater wie ihn ist, er lernt auch den Ackergaul Abraham kennen. Auch dessen Katzenfreund Rufus ist verschwunden und irgendwie scheint das Verschwinden mit dem klapprigen Lieferwagen in Zusammenhang zu stehen, der ständig am Bauernhof vorbei in den Wald fährt.
Giovanni entschließt sich trotz Angst und Erschöpfung durch den Wald zu gehen, seinen Bruder aufzuspüren und zu retten. Dabei gerät er selbst in Lebensgefahr und wird von einer kleinen, einsamen Goldzeisig-Dame namens Rosella gestalkt. Normalerweise wäre sie eine willkommene Mahlzeit für den hungrigen Kater, aber erstens ist sie zu schlau, sich fangen zu lassen und zweitens entwickelt sich eine seltsame Beziehung zwischen den beiden, die am Ende in einem großen Showdown zwischen Tierwelt und Wissenschaftler mündet. Eine schöne Geschichte, mit viel Humor und Einfühlungsvermögen erzählt und mit wunderbaren Zeichnungen illustriert. Die Figuren sind wunderbar schräg gezeichnet, dieses Schräge passt jedoch genau auf die jeweilige Tierart. Ob es der stoisch wirkende Ackergaul ist, oder die überkandidelte Goldzeisig-Dame, die unterschiedlichen Katzenpersönlichkeiten oder der Fuchs, all diese Figuren stimmen.
Klar, es ist ein Buch für Leser ab acht Jahren, ein Kinder- und Jugendbuch. Aber auch dem erwachsenen Vorleser macht die Geschichte einfach Spaß. Obwohl es zunächst eine einfache, geradlinige Geschichte zu sein scheint, ergeben sich sowohl hinsichtlich der Charaktere als auch der Ereignisse des Öfteren unerwartete Wendungen. In jedem Fall haben die Abenteuer alle Beteiligten ein wenig verändert, neue Lebensgeister geweckt, Erfahrungen vermittelt. Und wenn es neben der Unterhaltung eine Botschaft gibt, dann: Traut euch was, springt mal über euren Schatten!

Thilo Krapp: Othello & Giovanni. Der große Katzenraub. Südpol Verlag 2016. Gebunden, 184 Seiten.

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