Donnerstag, 15. Oktober 2015

Katzen: Französische Landsitze und ihre Bewohner



Ein Bildband voller Romantik und Katzen

Katzen drängen sich nicht auf, französische Landfeline schon gar nicht. Und so hat sich die Buchautorin und Fotografin Rachael McKenna für die Fotos des Bildbandes über ihre Wahlheimat eine Menge Zeit genommen. Seit 2009 lebt die neuseeländische Autorin in Südfrankreich und ist dem Charme dieser Region und ihrer Bewohner erlegen. Für den vorliegenden Bildband hat die Fotografin naturgemäß auch ihre professionelle Heimat, das Studio, verlassen und sich in die freie Wildbahn begeben. Mit spannenden Ergebnissen.


In der Einleitung beschreibt  Rachael McKenna in einer Art Vita, wie sie zum Fotografieren, nach Frankreich, zum Buch, und den darin enthaltenen Fotos gekommen ist. Der Leser erfährt, was ihr an Frankreich gefällt, und wie sie sich ihren Motiven – allen voran den Katzen – genähert hat. Denn sie hat schon seit Jahren davon geträumt, „Tiere in ihrer natürlichen Umgebung und ‚bei dem, was sie eben so tun‘ zu fotografieren“. Dabei hatte sie es nun mit recht eigenwilligen Wesen zu tun, die so gar nichts mit den „dressierten“ Tieren gemein haben, die sich üblicherweise im Studio, vorteilhaft positioniert und beleuchtet, vor ihre Linse begeben haben.

Beobachten, vertrauen gewinnen, kennenlernen der vierbeinigen Fotomotive, das gehörte nun zu den Vorbereitungen, die für das Gelingen möglichst natürlicher, lebensnaher Katzenbilder erforderlich war. Denn französische Landsitzkatzen sind nur selten vertrauensselige Schmusetiger, die jeden Zweibeiner, den sie auf der Straße treffen, schnurrend begrüßen. Fremde Menschen werden da eher als Störenfriede betrachtet – und zwar aus geeigneten Verstecken mit gehörigem Misstrauen. Für den Hobbyfotografen ebenso wie für den Katzenfreund sind die Erläuterungen über das Zustandekommen einzelner Bilder und die Charaktereigenschaften der Protagonisten und ihrer zweibeinigen Versorger hochinteressant. Dabei wird deutlich, dass sich die Studiofotografin von einer gewissen Tendenz zum Inszenieren der Tiere in ihrer natürlichen Umgebung "und dem, was sie so tun", nicht ganz lösen konnte. Hätte die Autorin dies nicht verraten, der Betrachter würde es nicht merken.

Es sind romantische, gelegentlich morbide, außerordentlich stimmungsvolle und sehr unterschiedlich gestaltete Bilder, die McKenna mit Zitaten französischer Dichter und Denker, die die Katzen liebten und persönlichen Erläuterungen angereichert präsentiert. Mal spielt das Licht, das der Landschaft oder heruntergekommenen Fassaden eine geheimnisvolle Note verleiht eine besondere Rolle, mal das Gesamtensemble, mal die sorgfältig gewählte Perspektive oder die einzelne, großformatig abgelichtete Katze. Mal ähnelt das Foto einem Schnappschuss, mal einem Gemälde aus dem 17. Jahrhundert. Und wenn eine oder mehrere Katzen auf einem Bild zu sehen sind, dominieren sie es selbst dann, wenn sie auf dem ersten Blick kaum auffallen. Das Motiv auf dem Schutzumschlag ist ein gutes Beispiel dafür.

Fotos und Texte sind hervorragend geeignet zum Abtauchen in eine andere Welt. Wer glaubt, das Buch, das eine Art melancholischer Lebensfreude ausstrahlt, einfach durchblättern und dann beiseite legen zu können, der irrt sich gewaltig. Und die eingeheftete Geschichte vom gestiefelten Kater passt zum Buch, wie die Katzenpfote in die Sahneschüssel. Einzig die Tatsache, dass das Katzengesicht des doppelseitigen Bildes auf den Seiten 124/125 durch die Bindung geteilt und damit verunstaltet wird, ist ein kleiner Mangel in dem ansonsten gut layouteten Werk.

Rachael McKenna: Katzen. Französische Landsitze und ihre Bewohner. Knesebeck 2. Auflage 2012. Gebunden mit Schutzumschlag, 165 Seiten.

Zum Thema Fotosafari-Dorfkatzen lesen Sie auch den Beitrag Begegnungen mit Katzen 

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