Ein Bildband
voller Romantik und Katzen
Katzen
drängen sich nicht auf, französische Landfeline schon gar nicht. Und so hat
sich die Buchautorin und Fotografin Rachael McKenna für die Fotos des
Bildbandes über ihre Wahlheimat eine Menge Zeit genommen. Seit 2009 lebt die neuseeländische
Autorin in Südfrankreich und ist dem Charme dieser Region und ihrer Bewohner
erlegen. Für den vorliegenden Bildband hat die Fotografin naturgemäß auch ihre
professionelle Heimat, das Studio, verlassen und sich in die freie Wildbahn
begeben. Mit spannenden Ergebnissen.
In der
Einleitung beschreibt Rachael McKenna in
einer Art Vita, wie sie zum Fotografieren, nach Frankreich, zum Buch, und den darin
enthaltenen Fotos gekommen ist. Der Leser erfährt, was ihr an Frankreich gefällt,
und wie sie sich ihren Motiven – allen voran den Katzen – genähert hat. Denn
sie hat schon seit Jahren davon geträumt, „Tiere in ihrer natürlichen Umgebung
und ‚bei dem, was sie eben so tun‘ zu fotografieren“. Dabei hatte sie es nun
mit recht eigenwilligen Wesen zu tun, die so gar nichts mit den „dressierten“
Tieren gemein haben, die sich üblicherweise im Studio, vorteilhaft positioniert
und beleuchtet, vor ihre Linse begeben haben.
Beobachten,
vertrauen gewinnen, kennenlernen der vierbeinigen Fotomotive, das gehörte nun zu
den Vorbereitungen, die für das Gelingen möglichst natürlicher, lebensnaher
Katzenbilder erforderlich war. Denn französische Landsitzkatzen sind nur selten
vertrauensselige Schmusetiger, die jeden Zweibeiner, den sie auf der Straße
treffen, schnurrend begrüßen. Fremde Menschen werden da eher als Störenfriede
betrachtet – und zwar aus geeigneten Verstecken mit gehörigem Misstrauen. Für
den Hobbyfotografen ebenso wie für den Katzenfreund sind die Erläuterungen über
das Zustandekommen einzelner Bilder und die Charaktereigenschaften der
Protagonisten und ihrer zweibeinigen Versorger hochinteressant. Dabei wird
deutlich, dass sich die Studiofotografin von einer gewissen Tendenz zum Inszenieren
der Tiere in ihrer natürlichen Umgebung "und dem, was sie so tun", nicht ganz
lösen konnte. Hätte die Autorin dies nicht verraten, der Betrachter würde es
nicht merken.
Es sind
romantische, gelegentlich morbide, außerordentlich stimmungsvolle und sehr
unterschiedlich gestaltete Bilder, die McKenna mit Zitaten französischer
Dichter und Denker, die die Katzen liebten und persönlichen Erläuterungen
angereichert präsentiert. Mal spielt das Licht, das der Landschaft oder
heruntergekommenen Fassaden eine geheimnisvolle Note verleiht eine besondere Rolle,
mal das Gesamtensemble, mal die sorgfältig gewählte Perspektive oder die
einzelne, großformatig abgelichtete Katze. Mal ähnelt das Foto einem
Schnappschuss, mal einem Gemälde aus dem 17. Jahrhundert. Und wenn eine oder
mehrere Katzen auf einem Bild zu sehen sind, dominieren sie es selbst dann,
wenn sie auf dem ersten Blick kaum auffallen. Das Motiv auf dem Schutzumschlag
ist ein gutes Beispiel dafür.
Fotos und
Texte sind hervorragend geeignet zum Abtauchen in eine andere Welt. Wer glaubt,
das Buch, das eine Art melancholischer Lebensfreude ausstrahlt, einfach durchblättern und dann beiseite legen zu können, der irrt sich
gewaltig. Und die eingeheftete Geschichte vom gestiefelten Kater passt zum
Buch, wie die Katzenpfote in die Sahneschüssel. Einzig die Tatsache, dass das Katzengesicht
des doppelseitigen Bildes auf den Seiten 124/125 durch die Bindung geteilt und
damit verunstaltet wird, ist ein kleiner Mangel in dem ansonsten gut layouteten
Werk.
Rachael
McKenna: Katzen. Französische Landsitze und ihre Bewohner. Knesebeck 2. Auflage
2012. Gebunden mit Schutzumschlag, 165 Seiten.
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