Montag, 3. September 2012

Die Story von Sally und Benno 3


Bei den Kumpels abgemeldet


Zwei Monate waren vergangen und längst kamen weder fremde Katzen noch Waschbären noch Igel, um sich ihren Winterschlafspeck anzufressen. Denn es war schon Winter, Frost und erster Schnee hatten schon Einzug gehalten und die kleine Sally irrte noch immer draußen herum.

ein beliebter Aussichtsplatz von Sally
Aber immerhin akzeptierte sie inzwischen unsere Anwesenheit und wenn wir die Tür nicht wieder verschlossen, dann kam sie auch schon für ein paar Minuten zu uns ins Zimmer, um sich hier vorsichtig umzusehen. Und als sie sich dann auch schon mal behutsam streicheln ließ, bevor sie wieder verschwand, wagten wir es, sie einzufangen und wieder auf den Heuboden zu ihren Kumpels zurückzubringen.
Als hätte die kleine Katze nicht schon genug durchgemacht, ereilte sie nun der nächste Schicksalsschlag. Benno und Tinka hatten sich angefreundet und nach ihrer langen Abwesenheit war Sally für die beiden nun eine fremde Katze geworden, die in ihr Revier eindrang. Ganz praktisch bedeutete dies, dass Benno und Tinka die kleine Schwarze so lange jagten und prügelten, bis sie sich in eine Ecke des Heubodens verkroch und sich nicht wieder hervortraute. Zum Füttern mussten wir erst ihr Versteck finden und die so lange vor den anderen beschützen, bis sie wenigstens etwas von ihrem Futter vertilgt hatte. Und während die anderen beiden fröhlich auf dem Heuboden herumtollten und Mäuse jagten, musste sich Sally irgendwelche versteckten Gänge entlangschleichen, um von den Beiden nur nicht entdeckt zu werden.

Benno voller Übermut
Also beschlossen wir, die Situation grundlegend zu ändern. Alle Katzen konnten nun den Heuboden verlassen (was sie inzwischen auch gerne taten) und sich auf dem Hof herumtreiben. Und des Nachts konnte sich Sally in ein eigenes Zimmer, die anderen beiden Katzen in unser Schlafzimmer zurückziehen. Auch wenn Sally bei unglücklichem Aufeinandertreffen immer noch von den beiden gejagt und verprügelt wurde, so gab es nun ausreichend Platz, um sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Und Sally hatte einen großen Vorteil: Sie kannte bereits jedes Versteck auf dem Hof und sie hatte gelernt, die kleinsten Deckungen zu ihrem Vorteil zu nutzen.

Tinka
Im Grunde begann für die drei nun ein goldenes Zeitalter. Die eigentliche Chefin des Reiterhofes, die alte Katze Garfield, war weise und souverän genug, die Jungspunde auf ihrem Hof zu dulden. Eine gelegentliche Zurechtweisung reichte aus, um die drei aus dem Tierheim in ihre Schranken zu verweisen. Und Zurechtweisen hieß: ein drohender Blick, ein gelegentliches Knurren und die Verhältnisse waren geklärt.
Nando, der alte Hofhund – ebenfalls Herr über das Anwesen und anerkannter Fremdkatzenjäger – hatte die drei schnell als zum Hof zugehörig akzeptiert. Damit standen die Neuen unter dem Schutz zweier wirklich cooler Typen. Wenn Nando nicht gerade wieder auf Trebe in der Umgebung war, wagte es kein anderer Hund, auch nur eine Pfote auf das Grundstück zu setzen – und Katzen schon gar nicht. Selbst angeleint und unter Geleitschutz ihrer Herrchen taten Hunde gut daran, sich weitestgehend unsichtbar zu machen. Denn auch wenn Nando unterwegs war, mussten sie noch an Garfield vorbei, einer Katze, die selbst im hohen Alter noch einen jungen Berner Sennenhund verprügelte, weil dieser ihr – einfach nur neugierig – mit seiner Nase zu nahe gekommen war.

Der coole Nando
Souverän gegenüber Hunden waren unsere drei nicht gerade. Aber mit Garfield und Nando im Rücken waren sie auf dem Hof sicher vor ihnen. Und so konnten sich unsere Katzen aus dem Tierheim in jener goldenen Zeit ungestört auf dem Hof herumtreiben, spielen, Abenteuer erleben – einfach Katze sein. Trotzdem musste ich die kleine Sally immer mal wieder vor Benno retten, der sie nach wie vor erbarmungslos jagte, wenn er ihrer ansichtig wurde.

Die souveräne Garfield
Gut vier Jahre waren inzwischen ins Land gegangen und das Verhältnis zwischen den Katzen und uns hatte sich drastisch verändert. Während sie vor anderen Menschen immer noch die Flucht ergriffen, konnten wir die drei nun sogar problemlos auf den Arm nehmen. Selbst wenn sie das nicht wollten, die Krallen blieben nun prinzipiell drinnen (es sei denn, es handelte sich um das bekannte genussvolle Treteln). Sie hatten ein enormes Grundvertrauen zu uns entwickelt, das bis heute – trotz gravierender Ereignisse, die bald folgen sollten - durch nichts erschüttert werden konnte. Benno hatte eine besonders innige Beziehung zu meiner Frau aufgebaut, Tinka hatte mich zu ihrem wichtigsten Menschen auserkoren. Und Sally, die innerhalb des Hauses nach wie vor von den anderen getrennt gehalten werden musste, hatte uns beide mit ihrer Zuneigung in Beschlag genommen.

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