Samstag, 17. Oktober 2009

Katzen brauchen Wasser

Flüssigkeitsbedarf der Stubentiger ist oft größer als man denkt

Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Das gilt natürlich auch für Katzen. Gerade bei Wohnungskatzen sollte man daher auch auf das Trinkverhalten achten.

In der freien Natur decken Katzen ihren Flüssigkeitsbedarf wenigstens teilweise über ihre Beutetiere, die meist mit Haut, Haaren und eben der Körperflüssigkeit verschlungen werden. Der notwendige Restbedarf wird aus Pfützen oder ähnlichen Wasserstellen aufgenommen.

Wassermangel kann zu schweren Schäden führen

Bei der Wohnungshaltung werden die Beutetiere durch mehr oder weniger hochwertiges Futter und der Wasserbedarf durch bereitgestellte Schüsselchen ersetzt. Und hier lauert oft eine Flüssigkeitsfalle. Denn das beliebte Trockenfutter entzieht beispielsweise dem Katzenkörper die so dringend benötigte Flüssigkeit, die die Katze durch Trinken in der Regel nicht ersetzt. Das Ergebnis sind oft Nierenschäden und damit einhergehend Stoffwechselkrankheiten und eine kürzere Lebensdauer.

Das richtige Futter

Nassfutter entspricht dem Bedürfnis der Katze wesentlich eher. Trotzdem bedeutet das nicht, dass die Katze ihren Restbedarf an Flüssigkeit automatisch durch Trinken deckt. Denn Katzen haben ihre speziellen Trinkgewohnheiten. So ist der Wassernapf, der direkt neben dem Futternapf steht, für Katzen in der Regel uninteressant. Denn Katzen sind Gelegenheitstrinker.

Zum Trinken animieren

Mehrere Wassernäpfe an den Katzenschleichpfaden aufgestellt, regen die Stubentieger an, immer mal wieder im Vorübergehen daran zu nippen. Der laufende Wasserhahn oder der plätschernde Trinkbrunnen (im Fachhandel erhältlich), erregen die Aufmerksamkeit der Katzen und animieren zum Spielen und zum Trinken.

Hauptsache Wasser

Selbstverständlich sollte das bereitgestellte Wasser immer frisch und sauber sein. Wer aber einmal Freigängerkatzen beobachtet hat, wie sie genüsslich das abgestandene Wasser aus einer Gießkanne oder trübes Pfützenwasser schlabbern, der weiß, dass frisches Leitungswasser nicht immer ihre erste Wahl darstellt.

Der Ernstfall

Besonderes Augenmerk auf den Flüssigkeitshaushalt muss man aber vor allem bei Krankheiten werfen. So gehört Durchfall zu den Ereignissen, die der Katze am meisten Wasser entziehen. Gleichzeitig ist die Trinklust gleichzeitig oft stark eingeschränkt. Zieht sich der Durchfall über längere Zeit hin, ist es oft erforderlich, den Flüssigkeitsverlust (und den damit verbunden Mineralienverlust) durch Infusionen beim Tierarzt aufzufangen.

Wohnungskatzen besonders gefährdet

Für Freigängerkatzen bieten sich viele Möglichkeiten der artgerechten Flüssigkeitsaufnahme. Hier ist die Gefahr des Mangels deutlich geringer, als bei reinen Wohnungskatzen. Und es ist gar nicht so einfach, zu kontrollieren, wie viel die Stubentieger trinken. Besonders im Winter lässt sich oft nicht einschätzen, ob das Wasser in der trockenen Luft der beheizten Wohnung einfach verdunstet ist, oder aufgeschlabbert wurde.

Faltentest

Hat man den Verdacht, dass die Katze unter Flüssigkeitsmangel leiden könnte, sollte der Gang zum Tierarzt selbstverständlich sein. Ein einfacher Test kann aber schon ersten Aufschluss geben. Greift man sich eine Hautfalte und zieht sich diese beim Loslassen nur zögernd wieder glatt, ist dies ein Zeichen, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist.
Damit es gar nicht erst soweit kommt, sollte gerade bei Wohnungskatzen vor allem auf eine artgerechte Präsentation des lebensspendenden Nasses geachtet werden.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Die Wildkatze der asiatischen Felsensteppen

Der Manul ist trotz Teddyerscheinung ein echtes Raubtier



Wie ein kuscheliger Teddybär wirkt die faszinierende Wilde Katze Zentralasiens, die 1776 vom Zoologen und Botaniker Peter Simon Pallas entdeckt und benannt worden war.

Mit 2,5 bis 4,5 Kilogramm Gewicht und einer Kopf-Rumpf-Länge von 50 bis 60 Zentimetern ist der Manul etwa so groß wie eine gewöhnliche Hauskatze. Das dichte Fell jedoch, dessen Haarlänge die aller anderen Katzenarten überschreitet, macht aus dem stämmig gebauten Tier eine recht massige Erscheinung. Beine, Schwanz Schnauze und Ohren, alles kurz und gedrungen, eine optimale Anpassung an die recht extremen Lebensbedingungen des Manul.
Das Verbreitungsgebiet der Katze ist geografisch gesehen außerordentlich groß, es erstreckt sich immerhin vom südlichen Kaukasus über Turkmenistan, Usbekistan, Nordpakistan und Nordindien bis in weite Bereiche Tibets, des westlichen und nördlichen China und die Mongolei bis zur Region des Baikalsee in Russland. Tatsächlich aber beschränkt sich sein Lebensraum auf steinige Wüsten, Halbwüsten und Trockensteppen besonders in höheren Lagen. Bis in über 4000 Meter Höhe findet man den Manul, vorzugsweise in hügeligem, nicht verschneitem Gelände.

Der Manul, bedroht und unbekannt

Kälte und Wind können der Katze mit dem dicken Fell und den kurzen Gliedmaßen nichts anhaben, und für die Pirsch- und Lauerjagd ist sie hervorragend getarnt. Zusammengekauert, mit seinen runden, unauffälligen Ohren und der grau bis graubraunen Farbe des Fells wirkt er selbst wie das ihn umgebende Geröll.
Obwohl geografisch weit verbreitet und vor allem in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte anzutreffen, muss der Manul als bedroht gelten. Nicht nur deshalb, weil er bis in die jüngste Vergangenheit wegen seines Fells stark bejagt wurde. Das mit rund 90% wichtigste Beutetier der plüschigen Wildkatze, der Pfeifhase, ist in weiten Teilen des Lebensraumes des Jägers durch gezielte Ausrottungsprogramme stark dezimiert worden. Von der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) wird der Manul als „ungenügend bekannt“ und „wahrscheinlich als gefährdet“ eingestuft.

Ungeklärte Familienverhältnisse des Manul

Tatsächlich ist der Manul in vieler Hinsicht ein noch recht unbekanntes Wesen. Man weiß zwar, was er frisst, man kennt die Tragezeit (65 bis75 Tage), Lebenserwartung (max. 12 Jahre), Wurfgröße (vier bis sechs Junge) und Zeitraum bis zur Geschlechtsreife (vor Ablauf des ersten Lebensjahres) in der Gefangenschaft, über das Leben der außergewöhnlichen Wildkatze in freier Wildbahn jedoch ist wenig bekannt.
In der Verwandsschaftssystematik gehört der Manual zu den Kleinkatzen und zur Bengalkatzen-Gruppe, zu der neben der Namensgeberin der Gruppe auch die Rostkatze und so exotische Wesen wie die Fischkatze gehören. Da die Systematik aber trotz DNA- basierter Überarbeitung der „Familienverhältnisse“ im Jahr 2006 noch immer viele Zuordnungsfragen offen lässt, wird dem Manul in vielen Systematiken eine eigene Gattung (Otocolobus manul) zugestanden. Ansonsten wird er folgendermaßen klassifiziert: Familie, Katzen (Felidae); Unterfamilie, Kleinkatzen (Felinae); Gattung Felis; Art, Manul, also Felis Manul.
Für welche Einteilung man sich auch immer entscheidet, der Manul bietet immer wieder Überraschungen. So fehlt ihm als einziger Wildkatze der altertümliche Retrovirus, was für eine Abspaltung des Manuls vor der Infektion des gemeinsamen Vorfahren der anderen Katzenarten mit dem Erreger spricht.

Manul,  Bengalkatzen- oder Luchs-Gruppe

Für eine Zuordnung des Manul nicht zur Bengalkatzen-, sondern zur zur Luchs- Gruppe spricht übrigens mit ganzen 28 die geringe Anzahl der Zähne. In der Regel haben moderne Katzen 30 Zähne, deutlich weniger, als ihre katzenartigen Vorfahren mit den langen Schnauzen. So bringen es die Zibetkatzen und Mangusten immerhin auf 44 Zähne. Der effektive Einsatz der kräftigen Dolchzähne, der tödlichen Waffen der Katze, erfordert aber starke Kiefermuskeln an kurzer, kompakter Schnauze. Dieser notwendigen Verkürzung der Schnauze sind also im Rahmen der Evolution immer mehr Backenzähne zum Opfer gefallen.

Der Manul und die Pfeifhasen

Der Manul ist also zweifellos ein optimal ausgestatteter Jäger und Überlebenskünstler für seinen Lebensraum. Ob er aber vor dem Aussterben zu retten ist, mag bezweifelt werden. Trotz internationaler Konventionen zum Handel mit lebenden Exemplaren, Fellen oder Fellprodukten, die inzwischen von 120 Staaten, darunter auch wichtiger Staaten im Verbreitungsgebiet des Manul unterzeichnet worden sind, geht zumindest die Wilderei und der Fellschmuggel in gewissem Rahmen weiter. Aber die gezielte Ausrottung der Pfeifhasenbestände dürfte sich letztendlich als die größere Bedrohung für die Existenz des  plüschigen Jägers erweisen.

Fotos: Wolfgang Schwerdt
Links: Ausstellung "Alles für die Katz" in Münster
rechts: Ausstellung "Alles für die Katz" Kassel

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Draußenkatzen

Gefahren und Möglichkeiten des "Freigangs"

Bei der Haltung von Freigängerkatzen sollte sich man immer über die möglichen Gefahrenquellen im jeweiligen Umfeld informieren.
Im Grunde kommen Katzen in der Freiheit recht gut alleine zurecht, schliesslich sind sie ja dafür geschaffen. Aber überall da, wo sich der Mensch häuslich niedergelassen hat, lauern natürlich Gefahren, auf die die Katze von Natur aus nicht eingerichtet ist. Als Beispiele seien hier nur Strassenverkehr, landwirtschaftliche Maschinen oder Gifte genannt.

Todesursache Nummer eins, der Verkehr

Gerade dem Strassenverkehr und sei er auch noch so gering, fallen die meisten Freigängerkatzen zum Opfer. Denn es ist ihnen nicht möglich, Geschwindigkeit und Verhalten der Autos richtig einzuschätzen. So manche vermeintlich entlaufene Katze hat ihr Leben im Strassengraben beendet und ist von der Stadtreinigung entsorgt worden.

Keine Angst vor Raubtieren

Auf dem Lande gehört so mancher Jäger zu den scheinbar natürlichen Feinden der Katzen. Damit sind nicht etwa Greifvögel oder Füchse, sondern die menschlichen Vertreter dieser Gattung gemeint. Die meisten unserer heimischen Greifvögel sind nämlich kaum in der Lage, Katzen zu schlagen. Und wenn doch, so ziehen sie aus ihrem eigenen Sicherheitsbedürfnis heraus weniger wehrhafte Beute vor.
Fuchs und Katze pflegen eher ein ignorantes Nebeneinander. Auch hier gilt, wenn sich ein Raubtier mit einem anderen Raubtier anlegt ist die Verletzungsgefahr viel zu gross. Gerade allein jagende Raubtiere gehen in der Regel kein überflüssiges Risiko ein.

Schneller als Fuchs und Hund

Allerdings keine Regel ohne Ausnahme. Besonders kranke Füchse (Tollwut, Räude) verhalten sich unnormal und können auch Katzen angreifen. Aber auch hier sollte man die freilaufenden Stubentieger nicht unterschätzen. Katzen sind schneller als Hunde oder Füchse und sie können besser klettern. In bekanntem Revier sind gesunde Katzen buchstäblich nicht zu fassen.

Infektionsrisiko

Lebewesen, die den Katzen wirklich gefährlich werden können, sind neben dem Menschen vor allem die mikroskopisch kleinen Krankheitserreger. Die werden beim Beschnüffeln von Markierungen anderer Tiere, von Kot, beim Putzen oder beim Verspeisen von Beutetieren aufgenommen. Viren, Bakterien, Würmer, Zecken und andere Parasiten, sind die Gegner, mit denen sich die Katzen tagtäglich auseinanderzusetzen haben. Die meisten davon sind für Katzen weitgehend harmlos, denn Katzen verfügen nicht nur über ein relativ gutes Immunsystem, sondern auch über eine wohlkonzentrierte Magensäure, die vielen Erregern schnell den Garaus macht.

Impfungen obligatorisch

Trotzdem, gerade bei Freigängern ist eine solide Grundimmunisierung durch Impfen wichtig. Denn Tollwut, Katzenseuche, Katzenschnupfen und Leukose stellen für Katzen eine ernste Gefahr dar und die Erreger (mit Ausnahme der Tollwut) sind allgegenwärtig.
Auch wenn Deutschland weitgehend frei von Tollwut ist, sollte der besorgte Katzenbesitzer diese Impfung dennoch durchführen lassen. Denn wenn in einem Gebiet die meldepflichtige Tollwut auftritt, müssen ungeimpfte Katzen von Amts wegen eingeschläfert werden, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern.
Und natürlich sollten Freigängerkatzen mehr noch als reine Wohnungskatzen regelmäßig gegen Parasiten und Würmer behandelt werden.

In der Wohnung füttern

Gerade, um mögliche Erkrankungen zu bemerken und rechtzeitig darauf zu reagieren, sollten Freigängerkatzen regelmäßig die Wohnung und wenn möglich auch das dort aufgestellte Katzenklo aufsuchen. Denn hier kann man schnell feststellen, ob die Katze Durchfall, Verstopfung oder andere Unregelmässigkeiten zeigt, ob sie sich Verletzungen (beispielsweise bei Revierkämpfen) zugezogen oder wieder einmal Zecken eingesammelt hat. Am besten füttert man grundsätzlich zu regelmässigen Zeiten in der Wohnung.

Geschützter Freigang

Je nach Risikolage des Umfeldes kann man Katzen natürlich auch geschützten Freigang gewähren. Das heisst, ein Teil des Geländes wird ausbruchsicher umzäunt. Hierfür bietet der Fachhandel verschiedene Möglichkeiten. Vom stabilen, hohen Katzenzaun bis hin zu Elektrozäunen für Kleintiere. Diese sind für Katzen völlig unproblematisch, denn Spannung und Stromstärke sind hier so ausgelegt, dass der Katze beim Berühren des Zaunes keine Schmerzen zugefügt werden. Meist spüren die Katzen den fliessenden Strom bereits in einigen Zentimetern Entfernung und meiden von sich aus diese Grenze.

Auf Trebe

Verzichtet man auf den geschützten Freigang, kann es passieren, dass der Stubentieger gelegentlich einige Tage wegbleibt. Das muß nicht immer gleich Unfall oder Tod bedeuten. Manchmal ist es einfach viel zu interessant draußen, wenn man beispielsweise auf andere, vielleicht streunende Katzen trifft. Oder aber die Katze hat in ihrer Neugier einen benachbarten Keller oder eine Scheune untersucht und ist dabei versehentlich vom Besitzer eingesperrt worden.

Mit den Augen der Katze

In jedem Fall sollte natürlich gesucht werden, wenn die Samtpfote nicht pünktlich zum Essen erscheint. Die Suche wird um so erfolgreicher sein, je besser der Halter das Revier seiner Katze kennt. Denn Katzen sind auch Gewohnheitstiere, haben teilweise feste Wege, beliebte Ruhe- Beobachtungs- oder Ausguckplätze. Wenn man sich ein wenig Zeit nimmt, ist es meist gar nicht so schwer, das Revier kennenzulernen, mit den Augen der Katze zu sehen und diese auch dann aufzustöbern, wenn sie sich vor einem verstecken will.
Beim Kennenlernen des Katzenreviers hilft es natürlich auch, sich immer wieder mit den Nachbarn über ihre Katzensichtungen zu unterhalten. Denn Katzenreviere können im Einzelfall recht gross sein.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Spiele für Katzen von Gabi Federer und Martino Rivas

Rezension zum Buch über die schönsten Tricks für Stubentiger

Mit ihrer Katzenshow beweist die Tiertrainerin Gabi Federer, dass Katzen erziehbar sind und lässt den Leser von „Spiele für Katzen“ an ihren Erfahrungen teilhaben.

Wer meint, es gehe im Buch „Spiele für Katzen“ um Spielideen und Empfehlungen für Katzenspielzeuge, der liegt völlig daneben. Die ambitionierte Schweizer Tiertrainerin und Leiterin des Abenteuerland Walter Zoo erklärt vielmehr die Techniken, mit denen es ihr gelungen war, eine eigene Zirkusnummer mit Hauskatzen aufzubauen.

Freitag, 2. Oktober 2009

Schiffskatzen

Die Geschichte der seefahrenden Katzen

Schon seit dem 3. Jahrtausend vor unsrere Zeit ist der Einsatz von Schiffskatzen überliefert. Und an Bord der Kauffahrer und Kriegsschiffe verbreiteten sich die domestizierten Samtpfoten am Ende über die ganze Welt. Auch in der Antike war die Schiffskatze ein fester Mannschaftsbestandteil und sie blieb es über die Jahrtausende bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts. Die schmale Planke, die das Schiff im Hafen mit dem Land verbindet, heisst noch heute Katzensteg. Dabei war es nicht nur Aufgabe der Schiffkatze, den Proviant oder gegebenenfalls die Landung vor den Vernichtungsfeldzügen der Mäuse und Ratten zu schützen. Mehr

Foto: Schiffskatze im Kanonenrohr eines australischen Kriegsschiffs

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Das Prinzip Katze

Eigenarten und Verhalten des Stubentigers

Katzen und Menschen könnten, ungeachtet gewisser Gemeinsamkeiten, unterschiedlicher kaum sein. Katzen sind von ihrer natürlichen Grundkonzeption her autonome Wesen. Sie brauchen keine Gesellschaft. Menschen sind „Herdentiere“ und damit auf die soziale Gemeinschaft angewiesen. Und dieser Unterschied hat auch gegensätzliche Denk- und Handlungsweisen zur Folge.

Gesellige Einzelgänger

Bei aller Geselligkeit, die unsere Hauskatzen aufweisen, Jagd und Gefahr wird in der Regel individuell bewältigt. Wer schon einmal versucht hat, seine total verängstigte Katze bei Gewitter oder zu Silvester aus ihrem Versteck zu „zerren“, um sie zu beruhigen, weiß, dass das Vertrauen in die Gemeinschaft bei Katzen ihre Grenzen hat. Unsere Beruhigungs- und Beschützerversuche bedeuten nur noch zusätzlichen Stress. Und mit Sicherheit hat man ungekehrt kaum einmal eine Katze beobachtet, die versucht, ihren Menschen vor akuter Gefahr wie z.B. einem Hundeangriff zu schützen.

Interesse an Veränderungen

Es heißt immer, Katzen mögen keine Veränderungen. Dabei gibt es für Katzen nichts spannenderes, als Veränderungen; solange nicht ihre Sicherheitsinteressen gefährdet sind. Es ist immer erstaunlich, wie stark Katzen an Baumaßnahmen auch innerhalb ihres vertrauten Reviers interessiert sind. Man errichte beispielsweise einen neuen Kratzbaum, eine gravierende Veränderung, im Wohnzimmer. In Anwesenheit der Katzen ist dies für alle Beteiligten abenteuerlich. Hier wird alles untersucht, bis hin zu Werkzeug und Verpackung. Und das ist auch kein Wunder, denn durch Veränderungen können Katzen lernen. Und Selbständiges Lernen ist eine Existenzgrundlage für Katzen.

Lernen als Überlebensgrundlage

Katzen lernen durch Beobachten. Und sie beobachten so lange, bis sie gelernt haben. Wenn Katzen nicht gerade schlafen, dösen, fressen, kuscheln, spielen oder jagen, dann beobachten und lernen sie.
Priorität beim Lernen ist übrigens die Erkundung des Reviers, sei es die Wohnung, sei es Draußen. Katzen prägen sich bei ihren Rundgang durch das Revier eine Landkarte aus Gerüchen, sicheren und unsicheren Wegen, Verstecken, Standorten anderer Lebewesen, strategisch günstigen Beobachtungsposten, Mäuselöchern und Kanninchenbauten etc. ein. Und diese Karte wird ständig aktualisiert, Veränderungen werden registriert und abgespeichert. Ist Gefahr in Verzug, können sie ohne weiter nachzudenken, blitzartig reagieren und das nächste sichere Versteck aufsuchen. Das Problem bei Veränderungen ist also nicht die Veränderung selbst, sondern nicht registrierte oder nicht verstandene Veränderungen, oder Veränderungen, die direkt ihre Sicherheitsbedürfnisse berühren.

Zwischen Wagemut und Vorsicht

Als Einzelgänger sind Katzen außerordentlich vorsichtig. Wenn sie z.B. scheinbar wagemutig und provozierend an fremden Hunden vorbeischlendern, dass uns um unsere kleinen Lieblinge Angst und Bange wird, dann haben sie schon längst Fluchtplan A und für den Notfall auch Fluchtplan B und für beide Fälle auch die nötige Fluchtdistanz im Kopf. Kritisch wird es allerdings, wenn die abgespeicherte Landkarte nicht mehr aktuell ist oder aber, wenn der besorgte Mensch versucht, seine Katze zu beschützen und damit die ganze sorgfältige Planung der Katze durcheinander bringt.

Hund und Katze

Katzen und Hunde haben unterschiedliche Körpersprachen und können sich deshalb in der Regel nicht verstehen, heißt es immer wieder. Aber da unterschätzt man zumindest die Intelligenz der Katzen ganz gewaltig. Wenn sie die Gelegenheit haben, also keine schlechten Erfahrungen, sichere Verstecke, vertraute Umgebung und Zeit, dann beobachten sie die Hunde und lernen deren Sprache zu verstehen. Im ungebrochenen Willen, alles über diese mögliche vierbeinige Gefahr im eigenen Revier zu erfahren, lassen sich die Katzen, immer die geeigneten Rahmenbedingungen vorausgesetzt, sogar zu Provokationen hinreißen.
Katzen wissen durchaus, dass Hunde keine Katzen sind und Menschen auch nicht. Und sie wissen auch, dass diese Wesen eben eine andere Sprache sprechen, die es unbedingt zu erlernen gilt.

Katzen als Sprachgenies

Und wer sich jemals durch eine Katze manipuliert gefühlt hat, der sollte begriffen haben, dass auch das Erlernen der menschlichen (Körper-)Sprache für die Katzen eine leichte Übung ist. Und da die Menschen sich mit der Katzensprache immer noch schwer tun, hat die Katze ihrerseits sogar eine Sprache für Menschen entwickelt. Wir können die verstehen, wenn wir das tun, was die Katzen machen: beobachten und lernen und uns dabei Zeit lassen.